AOK sieht Rabattverträge in Gefahr

Bei den Arzneimittelausgaben soll gespart werden. Rabattverträge sind dabei nach Ansicht der AOK ein wichtiges Instrument. Doch genau diese sieht die Kasse in Gefahr.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Wohin führt das Arzneimittelneuordungsgesetz (AMNOG) die Preise für Medikamente?

Wohin führt das Arzneimittelneuordungsgesetz (AMNOG) die Preise für Medikamente?

© Sven Bähren / fotolia.com

BERLIN. Die Zukunft der Rabattverträge steht nach Ansicht der Chefs des AOK-Bundesverbandes, Dr. Herbert Reichelt, auf dem Spiel. "Das geplante Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes ist kaum geeignet, die Rabattverträge weiterzuentwickeln, wie es in dem Entwurf heißt. Das Gegenteil ist der Fall", sagte Reichelt bei der Vorstellung des Arzneiverordnungs-Reports 2010 in Berlin.

Dabei könnten die AOKen dank der Arzneimittelverträge allein 2010 rund 520 Millionen Euro bei den Arzneimittelausgaben einsparen. Seit dem Start der ersten Verträge summierten sich diese Einsparungen bundesweit sogar auf rund eine Milliarde Euro, so Reichelt. Diese Einsparungen müssen seiner Ansicht nach vor allem aufgrund der erneuten Kostensteigerung bei den Arzneimitteln erhalten bleiben. Der gestern vorgestellte Arznei-Verordungsreport zeigt, dass die Ausgaben für Medikamente 2010 um 4,8 Prozent auf 32,4 Milliarden Euro gestiegen sind.

Die Einsparpotenziale durch Rabattverträge sind nach Ansicht des AOK-Chefs durch das Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG) nun gefährdet. Insbesondere kritisierte er die geplante Mehrkostenregelung. Versicherte sollen künftig ein anderes Präparat als das Vertragsprodukt ihrer Krankenkasse wählen können, wenn sie bereit sind, die damit verbundenen Mehrkosten selbst zu tragen. "Was auf den ersten Blick nach mehr Wahlfreiheit aussieht, schafft in der Praxis bürokratischen Mehraufwand", so Reichelt. Zudem werde der "falsche Eindruck erweckt, man könne durch Aufzahlung ein besseres Arzneimittel erhalten". Pharmaunternehmen verlören dadurch bei den Rabattvertragsausschreibungen Planungssicherheit. "Sie können die zu erwartenden Absatzmengen nicht mehr verlässlich kalkulieren", betonte der AOK-Chef. Das werde die Rabattverträge künftig "erheblich behindern", so Reichelt.

Den AMNOG-Gesetzentwurf lobte Reichelt dennoch als "Paradigmenwechsel" - zumindest für die patentgeschützten Medikamente: Schließlich habe die gesetzliche Krankenversicherung künftig die Möglichkeit mit den Pharma-Firmen über "faire Preise" zu verhandeln. Er warnte jedoch davor, den Fortschritt doch noch den Interessen der Pharmabranche zu opfern.

Als Mitherausgeber des Arnzei-Verordungsreports 2010 und Vorstandsvorsitzender der AOK Schleswig-Holstein beton Dr. Dieter Paffrath, Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) habe "den ersten Schritt getan, um den Markt in den kommenden Jahren zu normalisieren". Schließlich sei im vergangenen Jahr der Umsatz teuerer Spezialpräparate "erneut deutlich" um 800 Millionen Euro auf 7,8 Milliarden Euro gestiegen. Das sei mehr als ein Viertel des Gesamtumsatzes bei den Fertigarzneimitteln. Damit hätten die Preise patentgeschützter Arzneimittel für bestimmte Indikationen "Höchstwerte erreicht".

CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn versicherte: "Wir brechen endlich das Preismonopol der Pharmaindustrie. Mondpreise wird es künftig nicht mehr geben."

Lesen Sie dazu auch: Arzneireport rühmt schwedisches Preiswunder

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