Kommentar

Abschied von Bismarck

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

Sechs Milliarden Euro haben GKV-Versicherte inzwischen an Beitragsschulden aufgehäuft. Rund 1,5 Milliarden Euro sind in den vergangenen zwölf Monaten hinzugekommen. Was tut die Regierung? Nichts. Sie ignoriert ein sozialpolitisches Problem, das zugleich eine ordnungspolitische Großbaustelle ist: Die Zahl der Selbstständigen ist – politisch gewollt – im Kielwasser der "Agenda 2010" gestiegen. Darunter sind Gutverdiener genauso wie Menschen mit Einkommen nahe dem Mindestlohn – nur, dass sie auf eigene Rechnung arbeiten.

Doch in der Gesetzlichen Krankenversicherung lebt die alte Bismarck-Welt weiter. Vor 20 Jahren wurde bereits die überkommene Unterscheidung von Arbeitern und Angestellten abgeschafft. Inzwischen stellt sich aber die Frage, ob formale Kriterien der Erwerbsbiografie überhaupt über den Krankenversicherungsschutz bestimmen sollten. Die bisher existierenden Vorschläge, die schlicht auf eine Senkung der Mindestbemessungsgrenzen hinauslaufen, werden der Komplexität nicht gerecht.

Eine ordnungspolitisch tragfähige Regelung muss die GKV als Solidargemeinschaft neu austarieren. Völliges Neuland muss dafür nicht betreten werden. Mit der Künstlersozialversicherung liegt ein Bauplan vor, der Orientierung geben kann.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel: Ohne Krankenhäuser keine Reform

Kommentar zur 78. UN-Generalversammlung

Tedros und der WHO den Rücken gestärkt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Die Newsletter der Ärzte Zeitung

» kostenlos und direkt in Ihr Postfach

Am Morgen: Ihr individueller Themenmix

Zum Feierabend: das tagesaktuelle Telegramm

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nationale Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus

Blutzucker-Grenzwerte: Mit der Diagnose kommt das Stigma

Interview über psychische Erkrankungen

Prof. Georg Schomerus: „Stigmatisierung verstärkt Suizidalität“

Lesetipps
Was zwischen Psychiaterin und Patientin besprochen wird, erfährt die behandelnde Hausärztin meist nicht.

© New Africa / stock.adobe.com

Sektorengrenzen überwinden

Umfrage: Hausärzte und Psychiater wünschen sich mehr Austausch

DEGAM-Mitgliederversammlung beim 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin am 28.09.2023 in Berlin.

© Daniel Reinhardt / Ärzte Zeitung

Mitgliederversammlung 57. DEGAM-Tagung

DEGAM wächst – auch bei den Aufgaben