Großbritannien

Ärger um Pflegekräfte aus dem Ausland

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LONDON. Ausländische Krankenpflegekräfte sind "zu teuer, oft schlecht ausgebildet" und "nicht die Antwort auf Personalmangel".

Mit diesen Äußerungen entfachte der renommierte Arzt Dr. Keith McNeil in Großbritannien eine gesundheitspolitische Debatte über Etatkürzungen, Ärzteknappheit und mangelhafte Versorgung.

Hintergrund der Debatte ist der Mangel an in Großbritannien ausgebildeten Krankenpflegern im staatlichen Gesundheitswesen NHS. Laut britischer Krankenpflegergewerkschaft (RCN) sind derzeit rund 670.000 Krankenpflegekräfte und Hebammen in Großbritannien registriert. Davon seien rund 96.000 Pflegekräfte und Hebammen aus dem Ausland.

"Es wird für britische Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen zusehends schwerer, in Großbritannien ausgebildetes Pflegepersonal zu rekrutieren", so ein Sprecher des RCN zur "Ärzte Zeitung".

In vielen staatlichen Kliniken gebe es heute bereits "große Versorgungslücken". RCN schlug erst kürzlich öffentlich Alarm und forderte von der Regierung ein Sofortprogramm, um mehr Pflegepersonal einzustellen.

Viele Pflegekräfte aus den Philippinen

McNeil sagte nun: "Im Ausland ausgebildetes Pflegepersonal ist oftmals nicht die Lösung für die Kliniken. Wir haben festgestellt, dass viele ausländische Pflegekräfte schlecht qualifiziert und damit nur sehr bedingt einsetzbar sind." Oftmals gebe es auch Sprachbarrieren.

Die Äußerungen, die in den britischen Medien viel Beachtung finden, sind kontrovers und nicht zuletzt deshalb so brisant, weil McNeil im vergangenen Jahr im Addenbrookes Hospital selbst 303 Krankenpflegekräfte mit ausländischen Qualifikationen einstellte.

Die Mehrzahl der ausländischen Kräfte kam von den Philippinen. Weitere wichtige Herkunftsländer: Portugal, Spanien und Italien.

"Die Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte ist umständlich, zeitaufwendig und teuer und kompliziert", so McNeil gegenüber der BBC.

Vielfach stelle sich dann später heraus, dass die aus dem Ausland stammenden Krankenpflegekräfte "inkompetent oder schlimmer" seien und ihre Arbeit nicht gewissenhaft verrichten könnten. Das koste den NHS jährlich Millionenbeträge und gefährde Patientenleben.

McNeil ermahnte die britischen Gesundheitspolitiker eindringlich, mehr in die Ausbildung von Pflegepersonal im Land zu investieren. "Das muss die Priorität sein." (ast)

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