Ärzte-Genossen fordern mehr Freiheit statt genauerer Bedarfsplanung

KVen sprechen sich für eine kleinteilige Bedarfsplanung aus. Die Genossenschaft aus dem Norden steht diesen Plänen kritisch gegenüber.

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BAD SEGEBERG (di). Politik, Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen sehen in einer kleinteiligen Bedarfsplanung einen Fortschritt. Die Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein hält dagegen und warnt vor klein karierten Regelungen. Bislang gilt eine kleinteiligere Bedarfsplanung fast widerspruchslos als Instrument, um den drohenden Ärztemangel zu bekämpfen. Die Befürworter glauben, damit die Ärzte besser verteilen und zielgerichteter in die Regionen lenken zu können, in denen die Versorgung schlecht ist.

Die Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein steht diesen Plänen kritisch gegenüber und spricht von rückwärts gewandten Planungsvorgaben. Statt auf mehr Planung zu setzen, sollte bei der Verteilung der Ärzte mehr Freiheit herrschen, meinen die Genossen. Sie verweisen auf die vielen ärztlichen Kooperationen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, etwa die überörtlichen Berufsausübungsgemeinschaften. "Diese neue Welt mit Perspektiven auch für junge Ärzte kann kleinteilig verplant zu klein karierter Bedarfsplanung führen - dies wäre kontraproduktiv", warnte Genossenschaftschef Dr. Klaus Bittmann.

Sein Vize Dr. Andreas Rinck kann sich sogar eine Welt ganz ohne Bedarfsplanung vorstellen. Er appelliert an seine Kollegen, Überlegungen zu mehr Planung mit Misstrauen zu begegnen und meint: "Es kann keinem Arzt befohlen werden, aufs Land zu ziehen." Die Genossen verweisen darauf, dass schon die bisherige Planung Disproportionen, Konzentrationen und Ausdünnungen nicht verhindern konnte, sondern dies vielleicht sogar befördert habe: "Unter Versorgungsaspekten ist die bestehende Bedarfsplanung von Nachteil."

Die Versorgung der Patienten müsse in vernetzten medizinischen Leistungsgruppen erfolgen, die nicht nur Unterversorgung entgegenwirken, sondern auch für alle Beteiligten attraktiv sind. Wenn überhaupt Bedarfsplanung, so die Genossen, dann müsse diese eine integrierte, sektorenübergreifende Patientenversorgung fördern und mit einem regionalen, leistungsorientierten Finanzierungsmodell gekoppelt werden. Dies sieht die bisherige Planung aber nicht vor.

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 17.06.201011:25 Uhr

Ja, mach nur einen Plan...

Im Kern verbirgt sich vorliegend ein grundsätzlicher Dissens zwischen stattlichem Dirigismus und Planwirtschaft einerseits und einer freien auf Motivation beruhenden Versorgungslandschaft andererseits.
Die Genossenschaft hat nach Lage der Dinge Grund und Recht, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass staatliche Planwirtschaft, Bürokratie und eine permanente staatliche Drohkulisse die Ursache sind für Abwanderung, partiellen Ärztemangel, defensive Medizin und zahlreiche Fehlentwicklungen der Versorgung.
Vernetzung und integrierte Versorgung lassen sich nur durch Motivation befördern, nicht durch Gesetze erzwingen.
In der Einzelbetrachtung unterversorgter Bezirke zeigt sich, dass keine Regelung für alle taugt, sondern je nach vorhandenen Möglichkeiten individuelle Lösungen gefunden werden müssen. Ärzte sind durchaus erfinderisch - wenn man sie lässt.

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