Chronische Krankheiten

Ärzte sollen mehr aufklären

Stress, Bewegungsmangel und Übergewicht: Ärzte sollten verstärkt über Risikofaktoren für chronische Erkrankungen informieren. Das forderten Gesundheitsexperten auf einem Symposium der Bundesärztekammer.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:

BERLIN. Immer mehr Patienten sind chronisch krank - um die Zahl einzudämmen, braucht es neue Konzepte für eine nachhaltige Prävention.

Das ist ein Fazit des Symposiums "Prävention: Wirksamkeit und Stellenwert" der Initiative zur Versorgungsforschung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer (BÄK).

Experten aus dem Gesundheitswesen diskutierten über biologische, psychische und soziale Einflussfaktoren, die vor allem bei der Prävention von chronischen Erkrankungen von Bedeutung sind.

"Wir müssen verstärkt über mögliche Risikofaktoren informieren und wir müssen die Möglichkeit erhalten, eingehender zu beraten", forderte Dr. Martina Wenker, Vize-Präsidentin der BÄK. Es sei zu wenig, allein auf die Angebote zur Krebsfrüherkennung abzuheben, kritisierte sie.

"Prävention in einer Gesellschaft des langen Lebens erfordert Nachhaltigkeit", ergänzte Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein und Vorsitzender des Ausschusses "Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation" der BÄK.

Ziel sei es, dass die "präventiven Möglichkeiten von den Menschen akzeptiert und tatsächlich genutzt werden".

Präventionsprogramm evaluieren

Professor Fred Zepp, Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, betonte, dass es wichtig sei, dass effektive und nicht-effektive Programme unterscheiden zu können, Dafür müssten Qualitätskriterien festgelegt und Wirksamkeitsnachweise erbracht werden.

Gerade bei Kindern sei es schwierig, die direkte Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen zu messen. Dennoch sollte auch hier versucht werden, die Programme zu evaluieren.

Dr. Karl-Josef Eßer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, betonte, dass es bei jungen Patienten eine Vielzahl neuer Krankheitsbilder wie Übergewicht, funktionale Entwicklungsstörungen oder Mediensucht gebe.

Diese könnten durch präventive Maßnahmen beeinflusst werden. Hier müsse eine bessere Begleitung für hilfebedürftige Familien geschaffen werden, forderte er.

Ärzte müssten zudem entlastet werden - dafür brauche es strukturenübergreifende Lösungen. Dies beinhalte eine stärkere Einbeziehung von Jungendamtsmitarbeitern, Familienhebammen und -krankenschwestern sowie Mitarbeitern freier Träger, so Eßer.

Präventionsgesetz im Vermittlungsausschuss

Auch die schwarz-gelbe Koalition hatte in der vergangenen Legislaturperiode den Volkskrankheiten den Kampf angesagt: Das Präventionsgesetz scheiterte jedoch am Bundesrat. Die Länderkammer hatte Ende September das Präventionsgesetz in den Vermittlungsausschuss überwiesen.

Mit zusätzlichen Millionenausgaben sollten die Kassen laut Gesetzentwurf der schwarz-gelben Koalition die Ausbreitung von Volkskrankheiten eindämmen.

Für eine wirkungsvolle Gesundheitsförderung müssten jedoch Bund, Länder, Kommunen und alle Sozialversicherungszweige sowie die PKV auf gesetzlicher Grundlage zusammenarbeiten, kritisierte Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) in ihrer Rede im Bundesrat Ende September.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt