Ärzte wollen keine Geldeintreiber mehr sein

2,5 Milliarden Euro im Jahr bescheren Ärzte den Krankenkassen, indem sie die Praxisgebühr eintreiben. Doch damit wollen sie aufhören: In der hochkochenden Debatte über Zuzahlungen sehen Ärzteverbände die Chance, die Praxisgebühr abzuschaffen.

Veröffentlicht:
Die Praxisgebühr sollen die Kassen selbst erheben, fordert der NAV-Virchowbund.

Die Praxisgebühr sollen die Kassen selbst erheben, fordert der NAV-Virchowbund.

© ISO K° - photography/fotolia.com.

BERLIN (af). Ärzte wollen nicht länger das Inkasso der gesetzlichen Krankenkassen betreiben. Das ist der Tenor der Reaktionen von Ärzteverbänden am Montag auf die Diskussion um die Reform der Praxisgebühr.

"Wenn die Kassen zu ihrer Finanzierung auf Zuzahlungen angewiesen sind, sollen sie sie selbst erheben", sagte Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des NAV-Virchowbundes. Schließlich sei die Praxisgebühr schon immer eine Kassengebühr gewesen, Einahme und Verwaltung des Geldes also eine Aufgabe der Versicherer selbst.

Weigeldt ist gegen den Vorschlag

Als Verunsicherung alter und chronisch kranker Menschen bezeichnete Ulrich Weigeldt die Vorschläge, die aktuelle Praxisgebühr von zehn Euro im Quartal auf fünf Euro je Arztbesuch festzusetzen.

"Es ist ohne Nutzen für unsere Patienten, wenn Ärzte als Inkassobüro der Krankenkasse die Beitragszahler noch einmal zur Kasse bitten, sobald sie mit einer Erkrankung in die Sprechstunde kommen", sagte Weigeldt.

Köhler: "Zuzahlung kann sinnvoll sein"

"Eine geringe Zuzahlung je Arztbesuch kann sinnvoll sein. Sie muss aber sozial abgefedert sein, damit notwendige Arztbesuche nicht verhindert werden", kommentierte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler die Vorschläge.

Den "ungeregelten" Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen zu steuern, ohne Hürden aufzubauen, sieht auch Hartmannbund-Chef Dr. Klaus Reinhardt als Ziel der Reformbemühungen an. Das Gesundheitsministerium und die Regierungsfraktionen haben dementiert, auf fünf Euro je Arztbesuch umstellen zu wollen.

Den Wirbel ausgelöst hatten Äußerungen des CDU-Politikers Jens Spahn, dass der Koalitionsvertrag in punkto Entbürokratisierung der Gebühr noch nicht umgesetzt sei.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert