Chronische Beinwunden

Ambulantes Wundmanagement kann Heilungschancen steigern

Rund ein Jahr nach dem Start zieht die AOK Nordost eine Zwischenbilanz für ihr Juli 2015 gestartetes ambulantes Wundzentrum in Berlin.

Veröffentlicht:

BERLIN. Spezialisiertes ambulantes Wundmanagement kann die Heilungschancen für chronische Beinwunden deutlich steigern. Das zeigt ein Pilotprojekt der AOK Nordost mit einem ambulanten Wundzentrum.

Um die Versorgung ihrer Versicherten mit chronischen Beinwunden (Ulcus cruris) zu verbessern, hat die Kasse im Juli 2015 ein Wundzentrum in ihrem kasseneigenen Centrum für Gesundheit (CfG) in Berlin-Wedding eröffnet.

Das Wundzentrum hat inzwischen mehr als 100 Patienten behandelt. Bei 80 Prozent der Patienten heilte die Wunde nach Angaben der Krankenkasse bei der Behandlung im Wundzentrum besser als vorher - oder sogar ganz.

Bei einem Großteil der Patienten im Wundzentrum gehen die Wunden auf eine chronische Grunderkrankung wie etwa Diabetes mellitus zurück.

"Diese Erkrankung gilt es zu erkennen und mit zu behandeln. Um eine optimale Wundversorgung zu erzielen, sollten die ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeiter deshalb für die Koordination aller nötigen Behandlungsprozesse spezialisiert und qualifiziert sein", betont der Leiter des Wundzentrums Ullrich Katz.

Er legt Wert darauf, dass alle, die direkt die Wunde versorgen, mit Kompressionsverbänden gut vertraut sind. Deshalb sind im Pilotprojekt perspektivisch auch Schulungen im Wundmanagement für Mitarbeiter des Centrum für Gesundheit (CfG) und für andere Ärzte und wundversorgenden Berufe geplant.

Der Leiter des Centrums für Gesundheit Rainer Schmidt zeigt sich überzeugt, dass eine dauerhafte professionelle Wundversorgung die Wundheilungsdauer verkürzt, Rückfälle vermeiden und unnötige Krankenhausaufenthalte verhindern kann.

Nach Angaben der Kasse leiden in Deutschland über vier Millionen Menschen an chronischen Wunden. Alleine bei der AOK Nordost sind 75.000 bis 90.000 Versicherte von chronischen Wunden betroffen. Etwa 30.000 erkranken jährlich neu. (ami)

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Kommentare
Ullrich Katz 19.04.201609:17 Uhr

Chronische Wunden im Wundzentrum der AOK Nordost in Berlin

Herzlichen Dank für den Bericht über unser Wundzentrum,welches seit 31.7.15 eröffnet wurde.

Ein bisschen zu kurz gekommen in Ihrem Bericht sind die eigentlichen Probleme, bei nun bereits fast 150 Patienten.

Warum heilen bei uns nahezu alle venösen Ulcera? Diese Ulcera stellen immerhin 78-90% aller Ulcera dar.
Weil die Kompression stimmt! Es sind Überdruck-Geschwüre, gespannt, geschwollen , juckend, sezernierend, prall, derb , schmerzhaft.Geschwollene Ulcera heilen nie.
Da muss man anfangs auch mal täglich die mehrschichtigen sogenannten Phlebolymphatischen Verbände erneuern.Zusätzlich kann die Pneumatische Intermittierende Kompression ihren Seegen ausüben.Die Beine werden weicher, elastischer, schmerzfreier. Meist schon nach wenigen Tagen. Eine Freude, derartiges nach jahrelangem Bestehen der Ulcera zu erleben.
Unsere beiden " Stars" im CfG haben 56 und 46 Jahre hintereinander (!) venöse Ulcera.

Warum heilen die Ulcera oft nicht , selbst nach jahrelanger Behandlung? Weil das Heil der Wundversorgung in der Anwendung immer neuen, immer "moderneren" Wundauflagen gesucht wird. Wir haben über 1000 zur Zeit im Markt.Ein Riesenmarkt. Dabei kommt es auf die Wundauflage absolut nicht an! Keine davon hat eine ausreichende Evidenz bewiesen! Es sind Medizinprodukte, die müssen ihre Wirkung gar nicht beweisen , sondern eine Erklärung reicht aus , dass sie nicht schaden. Schlimm! Oder "Wundexperten" werden in 2x3 Tagen " ausgebildet, vom TÜV zertifiziert. Das ist eigentlich einer der Hauptgründe für die skandalöse Entwicklung in der Wundversorgung. Auch reichen nicht 4 Wochen-Kurse, egal von wem sie zertifiziert wurden!
Dann "bestimmt " eben die "Wundschwester" was auf die Wunde kommt. Immer wieder berichten die Patienten , " die hatte einen ganzen Koffer voll" , " immer was neues Modernes"...Bis zu 7 verschiedene Wundauflagen auf die eine riesengrosse , arme Wunde erlebe ich ständig im CfG. Aber kein Kompressionsverband. Kunstfehler laut Heil-und Hilfsmittelkatalog der Barmer GEK von 2014. Wann klagt endlich mal ein Patient ?
Aber Ulcera heilen auch nicht "planmässig" , wenn der Patient unzuverlässig ist, das kommt leider auch bei uns vor.

Es wird Zeit , das wir Zentren bilden, in denen der Phlebologe, der Dermatologe und Chirug engstens zusammenarbeitet.

Aber man muss auch an die Kassen appellieren, mehr Geld in diese Zentren zu pumpen: es ist genug da , wenn die 1000 Wundauflagen zurückhaltend eingesetzt werden und die Kompression verbessert würde. Einfach ? ja , einfach, aber bittere Realität. Und wenn nicht ständig Ordinarien auch noch für die 1001 Wundauflagen Reklame machen , da sie ja Drittmittel einwerfen müssen.
Und wenn man nicht " unmodern" ist , ohne das riesige Sammelsurium an Wundauflagen , dennoch einen hohen Prozentsatz an Chronischen venösen Wunden abheilt. " Handwerk hat goldenen Boden" ? Bei der Bezahlung eher nicht, aber es macht Spass.

Ullrich Katz
Leitender Arzt im Wundzentrum am CfG Centrum für Gesundheit der AOK Nordost
und
Leitender Arzt der Klinik am Ruhrpark Bochum
Wundklinik
Fachklinik für Venenerkrankungen

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