Medikamentenmangel
Arzneimittelengpässe: AOK warnt vor Belastung der Beitragszahler
Die Bekämpfung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln darf nicht zu Lasten der Solidargemeinschaft gehen, findet die AOK Rheinland/Hamburg. Sie fordert eine bessere Lagerhaltung und ein Frühwarnsystem.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Die AOK Rheinland/Hamburg sieht die Politik in der Pflicht, zeitnah Lösungen für Lieferengpässe im Arzneimittelbereich auf den Weg zu bringen. „Die Bundesregierung muss klare Regeln schaffen, um zukünftig Lieferengpässen vorzubeugen“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kasse, Matthias Mohrmann. „Die gesetzliche Krankenversicherung und damit die Beitragszahlenden dürfen nicht überfordert werden.“
Mohrmann kritisiert eine Ergänzung des Entwurfs für ein Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz. Sie sehe vor, dass nicht nur die Apotheken, sondern auch der pharmazeutische Großhandel einen Engpassausgleich erhalten sollen, kritisiert er. „Es ist nicht zielführend, allgemeine Probleme des Arzneimittelmarktes einseitig über eine weitere finanzielle Belastung der Beitragszahlenden lösen zu wollen.“
Keine Lockerungen bei Arzneimittelaustausch
Ablehnend steht die Kasse auch der Forderung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gegenüber, die erweiterten Regelungen zum Arzneimittelaustausch aus der Corona-Pandemie zu verlängern. Die Pandemie-bedingten Lockerungen seien nicht geeignet, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Medikamentenversorgung zu begegnen, sagt Mohrmann. Aktuell würden die Ausnahmeregelungen deutlich häufiger genutzt, als es die Lieferengpässe warten lassen würden. Die Konsequenz sei die Abgabe deutlich teurerer Arzneimittel – und eine Belastung der Solidargemeinschaft.
Mohrmann hält es für sinnvoll, die Lagerhaltung zu stärken. „Bei Medikamenten sollte eine ausreichende und transparente Lagerhaltung bei den pharmazeutischen Unternehmen, dem Großhandel und insbesondere den Apotheken gesichert sein, um kurzfristige Verzögerungen ohne Engpässe aushalten zu können.“ Weitere sinnvolle Maßnahmen wären ein Frühwarnsystem für drohende Arzneimittelengpässe sowie eine effiziente Kontrolle der Qualität und die Sicherstellung guter Produktionsbedingungen, um Produktrückrufe zu vermeiden. (iss)