Barmer

Ausgaben für Heilmittel steigen stark

Heil- und Hilfsmittelbericht zeigt große regionale und geschlechtsspezifische Unterschiede.

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel sind bei der Barmer zwischen 2015 und 2017 deutlich gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Report der Kasse hervor.

So stiegen die Aufwendungen für Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie im Verlauf der beiden Jahre um sechs Prozent auf 855 Millionen Euro. Bei Hilfsmitteln wie Rollstühlen, Krankenbetten oder Atemgeräten betrug der Zuwachs sogar 12,1 Prozent (1,05 Milliarden Euro).

Barmer-Chef Professor Christoph Straub rechnet weiter mit erheblichen Mehrausgaben in dem Bereich. „Bereits für das Jahr 2018 hatten die Ersatzkassen Preissteigerungen von über 15 Prozent vereinbart.

Durch die geplanten Gesetzesänderungen werden die Ausgaben allein bei den Heilmitteln wiederum im dreistelligen Millionenbereich anwachsen“, so Straub.

Mehrausgaben durch TSVG

So sehe das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) vor, die Vergütungen für die Therapeuten im Heilmittelbereich auf dem bundesweit höchsten Niveau zu vereinheitlichen.

Hinzu komme die mit dem TSVG gleichfalls geplante dauerhafte Loslösung der Therapeutenvergütungen von der Grundlohnsteigerung. Dieses Prinzip solle eigentlich dafür sorgen, dass Leistungsausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht schneller steigen als die Löhne und Gehälter.

„Die Zukunft wird zeigen, ob die Vergütungserhöhungen der Vergangenheit sowie die gesetzlich geplanten Anhebungen zu steigenden Arbeitsentgelten der angestellten Therapeuten führen. Nur so würden sie dem von den Leistungserbringern beklagten Fachkräftemangel entgegenwirken“, sagt der Barmer Vorstandsvorsitzende.

Genaue Analysen erforderlich

Auffällig ist auch, dass es bei den Ausgaben für die Physiotherapie erhebliche regionale Unterschiede gibt. So liegen die Therapiekosten je Barmer-Versicherten im Jahr 2017 in Bremen bei 54,74 Euro.

In Berlin lagen sie mit 89,45 Euro um 63 Prozent höher. Bundesweit gab die Barmer im Schnitt 68,33 Euro pro Versichertem für Heilmittel aus.

Diese Unterschiede seien rein medizinisch nicht erklärbar, so Straub. Hier könnten das unterschiedliche Verordnungsverhalten der Ärzte oder verschiedene Angebotsstrukturen eine zentrale Rolle spielen, vermutet er. Nun seien weitere Analysen erforderlich, um die Ursachen der Kostendifferenzenbei Krankengymnastik, Lymphdrainagen und Massagen näher zu beleuchten.

Dies sei auch erforderlich, da etwa dreiviertel aller Heilmittelkosten auf die Physiotherapie entfielen.

Der Heil- und Hilfsmittelbericht zeigt auch, dass fünf- bis neunjährige Jungen mit Abstand die meisten Leistungen in der Ergotherapie erhalten. 2017 wurden 9,31 Prozent der Jungen, aber nur 3,84 Prozent der Mädchen Ergotherapie verordnet. Auch diese Unterschiede müssten näher analysiert werden, kündigte der Barmer-Vorstandsvorsitzende an. (chb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gastbeitrag zum Hauptstadtkongress

Innovation ist kein Nice-to-have – sondern ein Muss

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus