Sozialhilfe

Ausgaben für Hilfe zur Pflege kräftig gestiegen

Die Ausgaben für die Sozialleistung gehen weiter durch die Decke. Das Statistische Bundesamt verzeichnet für 2021 einen Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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Viele der rund 800.000 Heimbewohner können ihre Pflegekosten nicht mehr selber stemmen – die Folge: Sie müssen Hilfe zur Pflege beantragen.

Viele der rund 800.000 Heimbewohner können ihre Pflegekosten nicht mehr selber stemmen – die Folge: Sie müssen Hilfe zur Pflege beantragen.

© marcus_hofmann / stock.adobe.com

Berlin/Wiesbaden. Die Ausgaben für Sozialhilfe in Deutschland haben im vergangenen Jahr deutlich angezogen. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, gaben die Sozialhilfeträger im Jahr 2021 insgesamt 15,3 Milliarden Euro für Sozialhilfeleistungen aus. Damit stiegen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr 2020 um 6,5 Prozent.

Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung machte wie im Vorjahr mehr als die Hälfte der insgesamt 15,3 Milliarden Euro Ausgaben für Sozialhilfeleistungen aus: Auf diese Leistung, die vollständig aus Erstattungsmitteln des Bundes an die Länder finanziert wird, entfielen nach Angaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) 8,1 Milliarden Euro. Das waren 7,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ausgaben in Höhe von 4,7 Milliarden Euro

Den erneut größten Ausgabenanstieg im Vorjahresvergleich verzeichneten die Statistiker bei der Hilfe zur Pflege mit einem Plus von zehn Prozent auf insgesamt 4,7 Milliarden Euro. In der Regel geht diese Hilfsleistung an Pflegebedürftige, die nicht in der Lage sind, ihre Pflegekosten selber zu bezahlen. Sie können dann einen Antrag auf Sozialhilfe in Form der „Hilfe zur Pflege“ stellen.

Kommunen klagen seit Jahren über höhere Ausgaben bei der „Hilfe zur Pflege“. Hintergrund sind die zuletzt stark gestiegenen Eigenanteile bei der Heimpflege. Hinzu kommt, dass sich Sozialämter anfallende Kosten für Pflege von erwachsenen Kindern pflegebedürftiger Menschen nur dann zurückholen können, wenn die Kinder über ein Jahreseinkommen von mehr als 100.000 Euro Brutto verfügen.

Steigende Eigenanteile als eine Ursache

Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) hatte mit Blick auf die höheren Sozialausgaben bei Pflege unlängst von einem Kosten-Tsunami gewarnt. Berechnungen zufolge benötigt bereits heute etwa ein Drittel der gut 800.000 Altenheimbewohner „Hilfe zur Pflege“.

Die Ausgaben für die Hilfe zum Lebensunterhalt blieben laut Statistikamt mit knapp 1,2 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahresniveau. In die Hilfen zur Gesundheit, die Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten sowie die Hilfe in anderen Lebenslagen flossen den Angaben zufolge zusammen knapp 1,3 Milliarden Euro – 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Anlässlich der Bekanntgabe dieser Zahlen fordert die Deutsche Stiftung Patientenschutz einen zügigen Inflationsausgleich bei Pflegeleistungen. „Die zehn Prozent Anstieg 2021 bei der Hilfe zur Pflege lassen für das aktuelle Jahr die schlimmsten Befürchtungen wahr werden“, erklärte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch am Freitag in Dortmund. „Denn Inflation, Tarifanpassungen und explodierende Energiekosten werden immer mehr Pflegeheimbewohner zunächst arm und dann zu Sozialhilfeempfängern machen.“ (hom)

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