Kritik an VdK-Präsidentin

Zu viele Krankenkassen? BKK-Chef Knieps spricht von „blankem Populismus“

Knapp 100 Krankenkassen zählt Deutschland. Womöglich zu viele, heißt es beim Sozialverband VdK. BKK-Vorstandschef Knieps widerspricht – und macht eine Rechnung auf.

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„In Deutschland entscheiden Versicherte und nicht selbstherrliche Verbandsfunktionäre über Zahl und Größe der Krankenkassen“: Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbands.

„In Deutschland entscheiden Versicherte und nicht selbstherrliche Verbandsfunktionäre über Zahl und Größe der Krankenkassen“: Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbands.

© BKK Dachverband e.V.

Berlin. VdK-Präsidentin Verena Bentele erntet für ihren Befund, Deutschland leiste sich womöglich zu viele Krankenkassen, vehementes Kopfschütteln in den Reihen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). „Es ist blanker Populismus und zeigt die Unkenntnis der Präsidentin des Sozialverbands VdK Verena Bentele über Struktur und Finanzierung der GKV“, sagte der Vorstandschef des BKK Dachverbands, Franz Knieps, am Montag.

Gerade kleine und mittelgroße Kassen hätten eine besondere Nähe zu Versicherten und Betrieben. Bundesweit gibt es derzeit 96 gesetzliche Krankenkassen.

Die Versicherten wollten eine Auswahl unterschiedlichster Kassenarten, betonte Knieps. Im Übrigen entschieden in Deutschland Versicherte und nicht „selbstherrliche Verbandsfunktionäre“ über Zahl und Größe der Kassen. Das hiesige Gesundheitswesen sei ja auch geprägt von der freien Arztwahl und der freien Auswahl und Entscheidung über Therapien gemeinsam mit dem Arzt. „Auch hier wäre ein politischer Eingriff befremdlich.“

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Weniger Krankenkassen, weniger Verwaltungskosten?

Eine „künstlich herbeigeführte Konzentration des GKV-Marktes“ senke auch keine Verwaltungskosten, betonte Knieps. So habe die GKV im Jahr 2021 rund 285 Milliarden Euro ausgegeben. 11,7 Milliarden Euro seien Nettoverwaltungskosten. Dies entspreche einem Anteil an den Gesamtausgaben von 4,1 Prozent. „Selbst, wenn man diesen Ausgabenblock sehr vereinfacht auf null setzte, könnte dies die Ausgabenentwicklung der GKV nicht nachhaltig stabilisieren“, zeigte sich Knieps überzeugt.

Die Ampelkoalition und ihr Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereiten derzeit ein weiteres GKV-Finanzgesetz vor. Details stehen noch aus. Lauterbach selber hatte zuletzt davon gesprochen, dass es ohne neuerliche Beitragserhöhungen nicht gehen werde. Der GKV-Spitzenverband rechnet mit einem Defizit zwischen 3,5 und sieben Milliarden Euro im kommenden Jahr. (hom)

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Kommentare
Hans Christoph 10.07.202317:15 Uhr

Struktur und Finanzierung der GKV seien der Präsidentin des VdK quasi unbekannt..ein bornierter Vorwurf ausgerechnet eines Verbandsfunktionärs mit "zwangsfinanzierten" Vorstandsgehältern... pfui...

Dieser selbstherrliche Herr Franz Knieps behauptet doch tatsächlich die vielen Millionen Zwangsversicherten würden über die Anzahl der Zwangskrankenkassen entscheiden?? Vorteil solcher populistischer Aussagen, Millionen Zwangsversicherter kommen ev. endlich zum intensiven Nachdenken...was da falsch läuft....auf unsere Kosten ...

Die Behauptung " Die Zwangsversicherten" wollten eine Auswahl "unterschiedlichster Kassenarten" ist eine Absolutaussage, ohne jedwede Kenntnis, was die Millionen Zwangsversicherten tatsächlich wollen...
1. gerechte , stabile Kassenbeiträge, ohne bornierte Vorstände zu finanzieren !
2. keine Finanzierung kassenfremder Leistungen!
3. eine Bürgerversicherung, in die ALLE Erwerbstätigen solidarisch Pflichtbeiträge einzahlen !
4. qualitativ gute Versorgung bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit (Pflegevollversicherung für ALLE Erwerbstätigen)
5. weg mit fast 100 Kassenvorständen, incl. Stellvertretern, die sich an Millionen Euro Zwangsbeiträgen bereichern !

PRO Senioren PAKT

P:.S. Frau Verena Bentele , Hochachtung für die Standhaftigkeit, bravo... bravo..

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