Häftlingsblut
BRK hat Blutspenden aus DDR eingekauft
In der DDR soll Häftlingen gegen ihren Willen Blut abgenommen worden sein, um es in den Westen zu verkaufen. Das soll aus Stasi-Unterlagen hervorgehen. Das Bayerische Rote Kreuz bestätigt, Blutkonserven aus der DDR erhalten zu haben.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Die DDR hat Mitte der 80er Jahre offenbar Blut von Inhaftierten an den Westen verkauft, um so an Devisen zu kommen.
Das hat das ARD-Magazin "Report Mainz" am Dienstagabend unter Berufung auf eine bislang unveröffentlichte Studie der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) berichtet.
Das Blut soll vom Zentralen Exportbüro beim DDR-Ministerium für Gesundheitswesen verkauft worden sein und über einen Schweizer Zwischenhändler zum Bayerischen Roten Kreuz (BRK) gelangt sein.
Das BRK bestätigte nach Angaben von "Report Mainz", in den 80er Jahren Erythrozytenkonzentrate aus der damaligen DDR bezogen zu haben.
Man bedauere den Vorgang, könne heute aber nicht mehr nachvollziehen, ob man damals gewusst habe, dass das Blut von Häftlingen stamme, erklärte der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, Leonhard Stärk, den Angaben zufolge.
Blutspendetermine in Haftanstalten galten als sehr ergiebig
Der Historiker und Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Tobias Wunschik, war bei seinen Recherchen über die Produktion von Erzeugnissen in Gefängnissen der DDR für den westdeutschen Markt auch auf Hinweise zu den Blutspenden in Gefängnissen gestoßen.
Aus den Unterlagen lässt sich schließen, dass die Blutspenden nicht freiwillig erfolgten. In einem Spitzel-Bericht heißt es, dass Krankenschwestern sich einmal sogar weigerten, den Gefangenen Blut abzunehmen. Ihre Begründung laut IM-Bericht: "Die armen Strafgefangenen" seien "doch sicher alle gezwungen worden (…) dies geschieht doch unter Zwang".
Blutabnahmen soll es im Gefängnis in Gräfentonna in Thüringen sowie in der Haftanstalt Waldheim in Sachsen gegeben haben.
Der damalige Vize-Chef des DDR-Bezirksinstituts für Blutspende- und Transfusionswesen Erfurt, Dr. Rudolf Uhlig, erklärte gegenüber "Report Mainz", man habe in unregelmäßigen Abständen Blutspendetermine durchgeführt. Es habe sich gelohnt, in die Anstalt zu fahren, weil es jedes Mal 60 bis 70 Blutspender gegeben habe, sagte Uhlig.
Neben Blutspenden sollen Häftlinge unter anderem für die Produktion von Möbeln eingesetzt worden sein. Eine umfassende Studie über Häftlingsarbeit in der DDR und den darauf aufbauenden Ost-West-Handel soll am kommenden Montag unter dem Titel "Knastware für den Klassenfeind" veröffentlicht werden. (sto, mit Material von dpa)