Babylonisches Sprachgewirr im britischen Gesundheitswesen

Mangelhafte Sprachkenntnisse ausländischer Ärzte führen in Großbritannien offenbar zu immer mehr Unmut bei Kollegen und Patienten.

Veröffentlicht:
Britisches Krankenhaus: Ärzte aus dem Ausland stoßen offenbar auf Sprachbarrieren.

Britisches Krankenhaus: Ärzte aus dem Ausland stoßen offenbar auf Sprachbarrieren.

© dpa

LONDON (ast). In Großbritannien praktizieren offenbar viele ausländische Ärzte, ohne genügend Englisch zu sprechen oder zu verstehen. Darauf hat kürzlich der General Medical Council (GMC), ein Organ der ärztlichen Selbstverwaltung, hingewiesen. Der GMC verlangt strengere Kontrollen ausländischer Ärzte im Königreich.

Wie ein Sprecher des GMC in London sagte, häuften sich innerhalb des staatlichen britischen Gesundheitswesens (National Health Service, NHS) die Beschwerden von Patienten und Arbeitgebern über nicht Englisch sprechende Ärzte.

Wieviel Beschwerden genau vorliegen, wurde vom GMC zwar nicht beziffert. Allerdings gebe das Problem "Anlass zur Sorge". Daher wandte sich die Organisation an die Europäische Kommission.

In Großbritannien praktizieren laut offiziellen Angaben derzeit mehr als 23.000 Ärzte aus den 27 EU-Mitgliedsländern sowie aus Norwegen, Island und Liechtenstein. Diese drei Länder genießen bei den Zulassungsbestimmungen für Großbritannien einen Sonderstatus.

Allerdings kommt es offenbar vor, dass EU-Ärzte nicht gut genug Englisch sprechen und verstehen, um vernünftig mit ihren Patienten kommunizieren zu können. Das ist laut GMC "gefährlich und beeinträchtigt die Qualität der ärztlichen Versorgung".

Zwar dürfen NHS-Gesundheitsverwaltungen, Krankenhäuser und andere NHS-Arbeitgeber laut GMC individuell Ärzte vor einer Einstellung auf deren Sprachkenntnisse hin überprüfen. Oftmals geschehe dies aber nicht. Folge: Viele ausländische Ärzte können nur mit einem Dolmetscher mit ihren Patienten kommunizieren. "Das ist nicht akzeptabel", so der GMC.

Innerhalb einiger ärztlicher Standesorganisationen im Königreich herrscht außerdem Unmut über die Tatsache, dass der GMC laut europäischem Recht nicht befugt ist, Ärzte aus EU-Mitgliedsländern auf deren medizinische Kompetenz hin zu prüfen.

Britische Medien berichten immer wieder ausgiebig über Kunstfehler ausländischer Ärzte, die im staatlichen Gesundheitsdienst arbeiten.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Dr. Birgit Bauer 19.04.201118:26 Uhr

Nur im britischen Gesundheitswesen ?

Auch in unseren Kliniken gäbe es da viel zu tun. In meinem Umfeld ist eine Klinik wo die Pat. bei der Anamneseerhebung gefragt werden ob sie Englisch sprechen (4 Pat.,völlig unabhängig voneinander berichteten mir davon ).Immer wieder erzählen besonders ältere Pat.,dass sie Ärzte nicht verstehen würden, da sie gebrochen deutsch sprechen würden, auch aus den Erklärungen wären sie nicht schlau geworden und ihre Nachfragen konnten auch nicht beantwortet werden.
Allerdings hätten die Pat.dann doch die ihnen vorgelegten Aufklärungsunterlagen unterschrieben !!!
Für mich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach der Aufklärungspflicht vor Operationen und invasiven Eingriffen.
Ich denke hier gäbe es für unsere Ärztekammern viel zu tun, gerade in Hinblick auf die Öffnung des EU-Arbeitsmarktes.
M.f.G B.Bauer

Sonderberichte zum Thema
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kognitive Funktionen bei Gewichtsabnahme

Adipositas: Gewichtsverlust könnte das Gehirn verjüngen

Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“