ARMIN-Medikationsplan
Bei der Technik hakt es noch
Mit dem elektronischen Medikationsmanagement ist ARMIN in eine neue Phase gestartet. Die Erwartungen an das Projekt sind groß. Ein Problem bleibt die technische Umsetzung.
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Wo die Umsetzung des ARMIN-Medikationsmanagements klappt, können Ärzte und Apotheker zusammenarbeiten.
© Peter van Heesen / ABDA
KRIPPEN/DRESDEN. Mit langen Gesprächen über Medikamente kennt sich der Hausarzt Wolfgang Ulbricht aus. Nicht wenige seiner Patienten in dem kleinen Ort Krippen in der Sächsischen Schweiz sind chronisch krank und müssen mehrere Tabletten am Tag nehmen. Kommen dann noch durch Fachärzte verordnete Medikamente hinzu oder kauft sich der Patient selbst ein Präparat in der Apotheke, gilt es, den Überblick zu behalten.
Seit Kurzem erhält Ulbricht dabei Unterstützung. Er ist einer der ersten, die das elektronische Medikationsmanagement der sächsisch-thüringischen Arzneimittelinitiative ARMIN nutzen.
Unkompliziert soll ARMIN eine schnelle Zusammenarbeit zwischen dem Hausarzt und der Apotheke des Patienten ermöglichen. Ziel ist eine Vermeidung von Fehlmedikationen und auch eine verbesserte Wirtschaftlichkeit in der Arzneimitteltherapie.
In einem ersten Schritt bringen die Patienten zu einem Gespräch in die Apotheke alles mit, was sie einnehmen. Dabei tauchen auch Tabletten auf, von denen der Arzt sonst nur durch Zufall erfahren würde.
So berichtet zum Beispiel der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes, Stefan Fink, von einer Patientin, die 15 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel im Werbefernsehen gekauft hatte und an einer Vitamin-A-Überdosierung litt.
Große Softwareprobleme
Über ARMIN können sich Arzt und Apotheker direkt austauschen und zusammenarbeiten. Allein durch die digitale Komponente ist das Projekt einen deutlichen Schritt weiter als der zum 1. Oktober eingeführte Medikationsplan auf Papier.
Doch die Technik birgt auch Probleme: Einige Hersteller von Praxis-Verwaltungssoftware haben Schwierigkeiten bei der Integration des ARMIN-Moduls in ihre Software, auch sehr große Anbieter sind darunter. Hinter vorgehaltener Hand heißt es auch, bei manchem Hersteller mangele es schlicht an Motivation.
Viele Hausärzte können also noch gar nicht an ARMIN teilnehmen – es sei denn, sie sind bereit, dafür ihre Praxissoftware zu wechseln. Ulbricht hat dies in Kauf genommen. Obgleich es, wie er im Scherz sagt, wohl manchmal "einfacher ist, sich scheiden zu lassen", als eine neue Praxissoftware einzuführen.
Für ihn ist die Umstellung reibungslos verlaufen, mittlerweile hat er elektronische Medikationspläne für mehr als 50 Patienten.
Patientenzahl gilt als ausbaufähig
Die zögerliche technische Umsetzung stellt aber die Nerven aller Beteiligten auf die Probe. Anfang Dezember waren der KV Sachsen zufolge etwa 100 Ärzte und 140 Apotheken in der Lage, mit dem Medikationsplan-Server sicher zu kommunizieren. Zur Teilnahme bereit stehen aber insgesamt rund 550 Hausärzte und 980 Pharmazeuten.
Auch die Zahl der bisherigen Patienten ist ausbaufähig: Bei der AOK Plus, die als einzige Kasse bislang an dem Modellprojekt beteiligt ist, sind derzeit rund 350.000 Menschen versichert, die fünf oder mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen. An ARMIN nahmen Mitte Dezember rund 640 Patienten teil, etwa 450 in Sachsen und 190 in Thüringen.
Von den Installationszahlen der Software in den vergangenen Monaten lasse sich aber nicht auf den künftigen "Anschlussfortschritt" schließen, beschwichtigt die KV Sachsen. Die Prozesse würden "zunehmend routiniert" laufen.
"Wir stehen in ständigem Kontakt mit den betreffenden Herstellern, um auftauchende Probleme schnell zu detektieren und abzustellen", sagt eine Sprecherin der KV. Direkt öffentlich kritisieren möchte sie keinen Anbieter. "Das würde am Projekt interessierte Ärzte und Apotheker unnötig abschrecken", meint sie.
640 gesetzlich Versicherte haben Mitte Dezember am Projekt ARMIN teilgenommen, 450 in Sachsen und 190 in Thüringen.