Corona-Pandemie
Berliner Kliniken-Betten füllen sich, Reserven sind da – noch
In Berlin werden immer mehr Intensivbetten von Corona-Patienten belegt. Die Krankenhausgesellschaft sieht die Entwicklung mit Sorge.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Die Berliner Krankenhausgesellschaft zeigt sich alarmiert über den stark steigenden Bedarf an Intensivbetten. „Wir sehen einen enormen Anstieg an Patienten, die eine Versorgung auf Intensivstation benötigen“, sagt Barbara Ogrinz von der Berliner Krankenhausgesellschaft der „Ärzte Zeitung“. Am Dienstag stand erstmals die Corona-Ampel, die Auskunft über die Auslastung der Intensivbetten (ITS) in den Kliniken gibt, auf Gelb. Am Mittwoch zeigte die Warn-Ampel einen Wert von 18,2 Prozent, der kritische Grenzwert liegt bei 15 Prozent.
Die weitere Entwicklung hänge vom Infektionsgeschehen in der Bevölkerung ab. Der Zustand sei ein anderer als im Frühjahr. Die Berliner Kliniken seien nun besser auf die Situation vorbereitet. „Wir konnten viele Vorbereitungen treffen: Personal schulen, zusätzliche Beatmungsgeräte kaufen und es gibt einen Vorrat an Schutzausrüstung“, erklärt Ogrinz. Am Mittwoch waren 153 Intensivbetten in Berlin verfügbar. Außerdem gibt es weitere 450 ITS-Betten, die binnen sieben Tagen aufstellbar sind.
Laut einer neuen Verordnung sind Notfallkrankenhäuser dazu angehalten, zehn Prozent der ITS-Betten mit Beatmungsfunktion zu reservieren und fünf Prozent freizuhalten. „Sobald die reservierten Betten zu 85 Prozent mit COVID-Patienten belegt sind, erhöht sich die Reservierungsquote um weitere fünf Prozent und dynamisch in Fünf-Prozent-Schritten. In Berlin werden ab Samstag damit bereits 25 Prozent der Intensivbetten für COVID-Patienten freigehalten. Ebenso werden planbare, medizinisch nicht dringend notwendige Operationen verschoben“, erklärt Ogrinz.
Charité mit Auslastung von drei Vierteln
Die Charité hat bereits vor einiger Zeit die elektiven Eingriffe reduziert. Aktuell liegt die Auslastung sowohl im Klinikbetrieb als auch im ambulanten Bereich bei 75 Prozent. Insgesamt verfügt die Charité über 437 intensivmedizinische Betten an den drei klinischen Standorten. Diese schließen 73 Betten ein, die im Frühjahr zusätzlich aufgebaut wurden.
„Aktuell befinden sich 160 COVID-Patienten in stationärer Behandlung, davon 88 auf der Normalstation und 72 Patienten auf den Intensivstationen der drei klinischen Standorte“, sagt Manuela Zingl von der Charité der „Ärzte Zeitung“.
Im Rahmen des SAVE-Berlin@COVID-19-Konzepts stehen weitere 488 Betten im Corona-Behandlungszentrum Jafféstraße (CBZJ) zur Verfügung. Die Reserveklinik soll zum Einsatz kommen, wenn die Kliniken mit nicht-intensivpflichtigen COVID-Patienten überlastet sind. Patienten mit leichteren Verläufen sollen dort dann behandelt werden. Bisher steht es noch im Stand-by-Betrieb.
„Über 300 Personen sind bereits durch den Betreiber Vivantes geschult, die als Kernteams den Betrieb mit personellen Ergänzungen durchführen können. Für den Vollbetrieb würden rund 1000 Personen benötigt“, erklärt Lisa Frerichs Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Nur wenige Tage Vorlauf wären notwendig, um das CBZJ in Betrieb zu nehmen. „Die Lage wird sorgfältig beobachtet. Zu gegebener Zeit wird der Berliner Senat darüber entscheiden“, sagt Frerichs. (mas)