Pflegeberufe

Bislang nur wenige Pflege-Akademiker

Die Grünen werfen der Bundesregierung fehlende Strategie bei der Pflegeausbildung vor.

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Akademisierung der Pflege in Deutschland verharrt weiter auf einem sehr niedrigen Stand. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor.

Nach Angaben der Regierung arbeiteten im Dezember 2017 insgesamt 1306 Beschäftigte mit einer akademischen pflegewissenschaftlichen Ausbildung in ambulanten Pflegediensten. Das entspreche einer Quote von 0,34 Prozent aller Beschäftigten. 591 dieser Personen waren überwiegend in der Pflegedienstleitung tätig, nur 202 in der körperbezogenen Pflege.

Nicht viel höher lag der Anteil der Akademiker in den Pflegeheimen. Dort waren zum gleichen Zeitpunkt 3444 Personen mit einer pflegewissenschaftlichen Ausbildung beschäftigt – ein Anteil von 0,45 Prozent. Davon seien 603 Beschäftigte hauptsächlich mit der körperbezogenen Pflege beschäftigt gewesen, weitere 251 mit der Betreuung. In Krankenhäusern, Vorsorge- und Rehaeinrichtungen arbeiten Ende 2017 laut Bundesregierung 4000 akademisch ausgebildete Kräfte. Hier weist die Bundesagentur für Arbeit in ihrer Statistik aber auch Führungskräfte ohne pflegewissenschaftlichen Hintergrund aus.

Wie viele Auszubildende in Pflegeberufen in den vergangenen drei Jahren ein duales Studium absolviert haben, darüber hat die Regierung keinerlei Erkenntnisse. Es gibt auch keine Zahlen über akademisch ausgebildete Pflegepädagogen an den Pflegeschulen.

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche findet die Antworten der Bundesregierung erschreckend. „Obwohl 2020 große Veränderungen für die Pflegeausbildung und das Pflegestudium anstehen, tappt die Bundesregierung weitgehend im Dunkeln“, kritisiert Schulz-Asche. Lehrende müssten künftig ein pflegepädagogisches Studium absolviert haben. Wie viele derzeit über einen derartigen Abschluss verfügten und wie sich der Bedarf an Pflegelehrern entwickeln werde, sei der Bundesregierung aber gänzlich unbekannt, so Schulz-Asche.

Zudem belegten Ergebnisse vieler internationaler Studien einen Zusammenhang von Qualifikation und Pflegequalität. Der Wissenschaftsrat empfehle einen Akademisierungsanteil von bis zu 20 Prozent – und zwar in der Patientenversorgung, nicht in der Verwaltung, so Schulz-Asche.

Zum 1. Januar kommenden Jahres tritt das neue Pflegeberufegesetz mit der generalistischen Ausbildung der Alten-, Kinder- und Krankenpflege in Kraft. Ergänzend dazu soll es ein berufsqualifizierendes Pflegestudium mit bundesweit einheitlichen Rahmenvorgaben geben. (chb)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung