KOMMENTAR
Bittere Pillen in netter Verpackung
Jubiläumsstimmung sieht anders aus. Die rund 400 Herren im meist fortgeschrittenen Alter, die sich am Mittwochnachmittag zur Jubiläumsfeier der 125 Jahre alt gewordenen gesetzlichen Krankenversicherung im Berliner Admiralspalast trafen, trugen düstere Mienen zur Schau - und mussten eine heiter wirkende, zu mildem Spott neigende Bundeskanzlerin als Festrednerin ertragen.
Was Merkel zu sagen hatte, gefiel keinem der Selbstverwalter. "Der Gesundheitsfonds kommt zum 1. Januar 2009" - mit einem einzigen dürren Satz bügelte Merkel die Funktionäre ab, die sich Hoffnungen auf eine Verschiebung, auf einen Probelauf, auf eine Simultanrechnung gemacht hatten. Keine Illusion ließ Merkel darüber aufkommen, dass die Medizin und ihre Finanzierung auch in Zukunft ein Konfliktthema bleibt: Im Spannungsfeld der Interessen von Versicherten, von Patienten und von Ärzten und anderen Leistungserbringern. Wie ein roter Faden zog sich durch Merkels Rede, dass die soziale Krankenversicherung durch die Elemente Solidarität und Eigenverantwortung charakterisiert ist.
Das bedeutet Stress für die Zukunft: Teilhabe am medizinischen Fortschritt, so machte Merkel deutlich, lässt sich in Zukunft nicht allein aus Effizienzgewinnen finanzieren. Gute Medizin wird teurer. Die Ära einer primär auf Kostendämpfung fixierten Gesundheitspolitik geht damit zu Ende. Die Bürger müssen sich auf einen höheren Preis für ihre Gesundheit einstellen.