1700 befragte Pflegekräfte

Brandenburger Pflegekammer? Knappes „Ja“ der Befragten

56 Prozent von 1700 befragten Pflegekräften votieren für eine Kammer. Der Streit um die Deutung des Ergebnisses hat schon begonnen.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

POTSDAM. Die Mehrheit der Pflegefachkräfte in Brandenburg hat sich für eine Pflegekammer ausgesprochen (56 Prozent). „Sie wollen nicht länger hinnehmen, dass im anstrengenden Pflegealltag ihre Interessen hintanstehen“, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke).

Rund 1700 Pflegefachkräfte wurden telefonisch und online befragt. Insgesamt sind in der Pflege in Brandenburg nach Angaben des Gesundheitsministeriums rund 54.000 Menschen tätig. Die Zustimmung zu einer Pflegekammer war den Angaben zufolge unabhängig von dem Pflegesektor, in dem die Befragten tätig waren.

Eine wirksame Interessenvertretung ist laut Ministerium das Hauptanliegen der Befürworter einer Pflegekammer. Auch finanzielle und organisatorische Unabhängigkeit einer Kammer sei für viele ein wichtiges Argument. Zudem erwarteten die Pflegekräfte von einer Kammer eine bessere Qualität in der Pflege und die Weiterentwicklung des Berufsbildes.

Die Gegner einer Pflegekammer führen ins Feld, dass sie keine Mitsprache bei der Entlohnung und bei Personalmangel hätten. „Sie befürchten einen organisatorischen Wasserkopf ohne Wirksamkeit im Pflegealltag“, teilte das Ministerium mit. Erst an dritter Stelle kritisieren die Skeptiker die finanzielle Belastung der Mitglieder. Immerhin 46 Prozent der Befragten sehen in einer Pflegekammer aber eine sinnvolle Ergänzung zu einer Gewerkschaft.

Arbeitgeber sind skeptisch

Der Landespflegerat und der DBFK Nordost werten die Ergebnisse als eindeutiges Votum für eine Pflegekammer. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) sieht in dem Umfrageergebnis indes keine Basis für die Einrichtung einer Pflegekammer mit Pflichtbeiträgen. Auch Gesundheitsministerin Karawanskij erkennt noch Widersprüche.

So sei zum Beispiel deutlich geworden, dass sich viele Pflegekräfte die Einrichtung einer Kammer etwas kosten lassen würden. Das gelte auch für Pflegekräfte mit kleinerem Einkommen. Gleichzeitig spreche sich aber eine Mehrheit von 53 Prozent gegen einen Pflichtbeitrag aus.

„Wir werden uns hiermit und mit den übrigen Bedenken und Argumenten auseinandersetzen“, so die Ministerin. Sie kündigte an, dass die Ergebnisse in den kommenden Monaten analysiert und mit den Akteuren im Land besprochen werden. Der Abschlussbericht ist für Mitte Februar 2019 anvisiert. Am Ende soll eine Empfehlung an den Landtag stehen.

Befragungen zur Gründung einer Pflegekammer wurden nach Angaben aus Brandenburg bislang in elf Bundesländern vorgenommen, zuletzt in Hessen. In neun Ländern haben die Befragten dafür votiert. In Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind Kammern bereits gegründet.

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