Brüderle steckt PKV-Studie in den Giftschrank

BERLIN (HL). Die private Krankenversicherung ist kein Geschäftsmodell, das Ältere und Kranke effizient absichert - dieses Fazit einer vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie passte Ressortchef Rainer Brüderle (FDP) überhaupt nicht. Von höchster Stelle wurde angeordnet, die Expertise im Giftschrank verschwinden zu lassen.

Veröffentlicht:
Studienergebnis zu "giftig" für die Öffentlichkeit? © WOGI / fotolia.com

Studienergebnis zu "giftig" für die Öffentlichkeit? © WOGI / fotolia.com

© WOGI / fotolia.com

Die Gutachter, das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) und der Ökonom Professor Bert Rürup, äußerten Zweifel, "dass die PKV ihren Ansprüchen gerecht wird, einen besseren Schutz gegen Beitragssteigerungen zu bieten" als die GKV es tut. Zwischen 1997 und 2008 seien die Ausgaben je PKV-Versichertem um 49 Prozent, die der GKV-Versicherten nur um 31 Prozent gestiegen.

Achilles-Ferse der PKV sind - auch nach eigenem Bekenntnis - die steigenden Arzthonorare. Weiterer Kritikpunkt von IGES/Rürup: Wettbewerb findet hauptsächlich um junge gesunde Mitglieder statt, die mit preiswerten Tarifen geworben werden. Das führe zu überdurchschnittlichen Prämienzuwächsen bei älteren Versicherten.

Den FDP-geführten Ressorts für Wirtschaft und Gesundheit liegt das schwer im Magen. In der Koalitionsvereinbarung war ausdrücklich die PKV als zweite eigenständige Säule der Krankenversicherung bestätigt worden. Die Studie offenbart Konfliktpotenzial für Gesundheitsminister Rösler: Will er die GOÄ reformieren, muss er sich mit zwei Klientelgruppen seiner Partei anlegen - den Ärzten und ihren Organisationen sowie der PKV.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die liberale Ideologie

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Bundesamt für Soziale Sicherung

Aufsicht: Krankenkassen reden höhere Zusatzbeiträge schön

Anhörung der Verbände im BMG

Krankenhausreform: Kritik an Warkens „Verwässerungsgesetz“

Kommentare
Dr. Nikolaus Kleinau 16.02.201017:40 Uhr

Stellungnahme erwünscht

Die Ärztezeitung möge den Bundeswirtschaftsminister um eine Stellungnahme zu den angeführten Fakten bitten,

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Müssen die Praxen Angst vor Sanktionen wegen der ePA haben, Herr Naumann?

Zwei seltene Ursachen

Diagnose vaginaler Blutungen bei Kindern: Ein Leitfaden für die Praxis

Lesetipps
Ein Mann hält sich die Hände an den schmerzenden Rücken

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?