Förderung gefordert

Psychotherapeuten schlagen Alarm bei Weiterbildung

Die Reform der Psychotherapeutenausbildung droht unvollendet zu bleiben. „Es wurde keine Regelung zur Finanzierung der Weiterbildung getroffen“, kritisiert Kammer-Chef Dr. Dietrich Munz. Er fordert Tarifgehälter für künftige Psychotherapeuten in Weiterbildung.

Veröffentlicht:
Mit der Reform der Psychotherapeuten-Ausbildung ist keine Regelung zur Finanzierung der Weiterbildung getroffen worden: Kammerpräsident Dr. Dietrich Munz.

Mit der Reform der Psychotherapeuten-Ausbildung ist keine Regelung zur Finanzierung der Weiterbildung getroffen worden: Kammerpräsident Dr. Dietrich Munz.

© Kay Funke-Kaiser

Berlin. Die Reform der Psychotherapeutenausbildung droht unvollendet zu bleiben. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode hat der Gesetzgeber einen Masterstudiengang Psychotherapie mit Approbierung und anschließender fünfjähriger Weiterbildung aufs Gleis gesetzt. Die Bundespsychotherapeutenkammer nimmt nun eine Regelungslücke aufs Korn.

„Mit der Reform wurde keine Regelung zur Finanzierung der Weiterbildung getroffen“, monierte Kammerpräsident Dr. Dietrich Munz am Dienstag gegenüber der „Ärzte Zeitung“ auf Anfrage. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Weiterbildung liefen Gefahr, ihre Weiterbildung sowie die Kosten für Supervision und Selbsterfahrung weiterhin selbst bezahlen zu müssen.

In der aktuell geltenden Ausbildungspraxis werden nicht selten fünfstellige „Weiterbildungsstudiengebühren“ aufgerufen. Viele Psychotherapeuten in Ausbildung müssen oft nebenbei jobben, um über die Runden zu kommen. „Wir brauchen eine finanzielle Förderung wie bei Fachärztinnen und Fachärzten für Allgemeinmedizin und grundversorgenden Fachärzten“, sagte Munz.

Zielmarke müssen Tarifgehälter sein

Union und SPD hätten entsprechende Ziele nicht in ihre Wahlprogramme aufgenommen, warnte der Kammer-Chef. FDP, Grüne und Linke sähen hingegen in ihren Programmen Nachbesserungsbedarf. „Der nächste Bundestag muss sicherstellen, dass Psychotherapeuten während der ambulanten und stationären Weiterbildung Gehälter analog zu Krankenhaus-Tarifverträgen erhalten und ihre Weiterbildung nicht selbst bezahlen müssten“, forderte Munz.

Bis Ende 2022 wollen die Psychotherapeutenkammern Weiterbildungsstätten anerkennen. Dann wird mit ersten Absolventen der neuen Studiengänge gerechnet. Im ambulanten Bereich sind Weiterbildungsstätten auch die Praxen niedergelassener Psychotherapeuten. Psychotherapeutenverbände fordern auch dafür eine finanzielle Förderung, damit die Praxen die Qualitätsvorgaben der Kammern umsetzen können. (af)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Therapieoption Putzen?

Saubermachen kann glücklich machen

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

© zoranm | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Metaanalyse

Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

© Studio4 | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Sommer, Sonne, Nebenwirkung?

Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Dipl.-Psych. Götz Braun 15.09.202110:36 Uhr

Der Kollege Dr. Munz kritisiert zurecht die skandalösen wirtschaftlichen Bedingungen im Rahmen der Psychotherapieausbildung.
Was er aber noch nie ernsthaft kritisiert hat und schon gar nicht ernsthaft initiativ wurde es zu bessern, sind die skandalösen Einkommensbedingen der niedergelassenen Psychotherapeuten.
Wenn Herr Munz für bessere Ausbildungsbedingen "kämpft", so kämpft er in erster Linie dafür, dass sein Einkommen auch in Zukunft jeden 15. auf dem Konto sein wird.
Wenn wir Niedergelassenen nicht unter den bescheidenen Ausstattungsbedingen unsere Praxis betreiben würden, würden wir noch nicht einmal 50% eines angestellten Psychotherapeuten als Gewinn mit nach Hause bringen.
Ich kann unter den gegebenen Einkommensverhältnissen in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung nur jedem dringlich abraten, eine psychotherapeutische Laufbahn anzustreben mit dem Ziel Niederlassung.
Eine korrekt ausgestattete psychotherapeutische Praxis kostet je nach Standort durchschnittlich Minimum 90.000 € p.a. Ein Vollzeit tätiger niedergelassener Psychotherapeut kann aber unter Einbezug der unterschiedlichen Stundenhonorare nur etwa 105.000 € p.a. an Honorar generieren. Damit wäre man sogar noch unterhalb des Existenzminimums. Also kann das Leben nur über bescheidene Praxiskosten /-ausstattung und überdurchschnittlichen Stundenaufwand finanziert werden.
Schuld an diesen desaströsen Bedingungen haben die Kammer aber vor allem die Berufsverbände. Es bleibt abzuwarten, ob die beim Verfassungsgericht anhängige Klage eine grundsätzliche Verbesserung bringen wird.
Wenn ich schreibe, dass vor allem die Berufsverbände für diese Verhältnisse verantwortlich sind, dann wundert es mich immer wieder, warum so viele Kolleg:*innen noch Mitglied in diesen Verbänden sind.
Wir alle leisten für Kammern und Berufsverbände jährliche Beiträge, die in der Summe wahrscheinlich deutlich oberhalb der 10 Mio-Grenze liegen. Was bekommen wir dafür an Gegenleistung?

Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: AIOLOS-Studie: Therapieabbrüche nach Gründen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

Ofatumumab: Wachsende Evidenz stützt frühe hochwirksame Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Alle Kinder hatten B-Zell-Werte im altersspezifischen Normbereich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5]

MS-Therapie in Schwangerschaft und Stillzeit

Ocrelizumab: einfache und flexible Therapie in jeder Lebensphase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: CHAMPION-NMOSD – Zeit bis zum ersten bestätigten Schub bei Patientinnen und Patienten mit NMOSD (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [7]

Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen

Mit Ravulizumab Schubfreiheit erreichen

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: Alexion Pharma Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Warum wird in Deutschland besonders viel operiert, Prof. Tauber und Herr von Hummel?

Lesetipps
Pneumologen hoffen seit Langem, dass man die Entzündung bei COPD endlich in den Griff bekommen und „das Übel an der Wurzel packen“ kann.

© Tahir/Generated with AI/stock.ad

Inflammation in den Griff kriegen

COPD: Welche Neuerungen in der Therapie und Diagnostik stehen an?

Eine Frau hat Schwierigkeiten, ihre Jeans zu schließen, nachdem sie zugenommen hat.

© Alfonso Soler / stock.adobe.com

Adipositas-Medikamente

Rascher Gewichtsanstieg nach Absetzen von Semaglutid & Co.