Ernährung
Debatte um Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel: DDG fordert mehr Sachlichkeit
Eine „konstruktive Debatte“ über Werbebeschränkungen für ungesunde Kinderlebensmittel sei kaum noch möglich, kritisiert DDG-Geschäftsführerin Bitzer. Die Industrie argumentiere teils ziemlich „plump“.
Veröffentlicht:Berlin/Leipzig. In der Diskussion um Werbeeinschränkungen für ungesunde Kinderlebensmittel hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) mehr Sachlichkeit gefordert. „Eine konstruktive Debatte ist leider kaum noch möglich“, sagte DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der am Freitag (17. November) in Leipzig beginnenden zweitägigen Diabetes-Herbsttagung der Fachgesellschaft.
Bitzer warf der Industrie vor, wissenschaftlich nicht haltbare Argumente gegen die Pläne von Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) vorzutragen. In der Ampel-Koalition habe sich die FDP diese Argumente „früh“ zu eigen gemacht.
„Kennen wir aus der Tabakprävention“
„Da heißt es: Übergewicht sei ein multifaktorielles Problem und nicht allein auf Werbeeinflüsse zurückzuführen.“ Es werde dann in der Regel auf andere Risikofaktoren wie etwa mangelnde Bewegung verwiesen oder der vorliegenden Evidenz beim Zusammenhang zwischen Werbung und Ernährungsverhalten „einfach ganz plump“ die Glaubwürdigkeit abgesprochen. „Das sind Strategien, die wir bereits aus der Tabakprävention kennen.“ Wissenschaftlich haltbar seien die Einwände nicht, so die DDG-Geschäftsführerin.
Streit um Werbebeschränkungen
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Werbeschranken funktionierten, andere Länder machten dies seit Jahren vor, betonte Bitzer. In Chile habe man 2016 etwa Werbung für Ungesundes in Kindersendungen untersagt wie auch Comic-Figuren, um damit Süßigkeiten anzureizen. Andere Länder wie Großbritannien würden höhere Steuern auf sehr süße Limonaden erheben – Hersteller hätten im Zuge solcher Extrasteuern den Zuckeranteil in den Getränken gesenkt.
Zur diesjährigen Diabetes-Herbsttagung, die die DDG in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGE) veranstaltet, wird auch Ernährungsminister Özdemir zu einem Symposium zum Thema „Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung“ erwartet. Weitere Themen der Tagung sind das geplante DMP Adipositas, digitale Anwendungen in der Diabetestherapie und Fragen zur Diabetesversorgung in Krankenhäusern. (hom)