Der Startschuss in der Praxis-EDV fällt erst im Juli

Eine effiziente Umsetzung der Rabattverträge in Arztpraxen und Apotheken wäre ohne EDV nicht vorstellbar. Spätestens im Juli werden die Arzneidatenbanken und Praxisprogramme so weit sein.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Ein Blick auf den Monitor verschafft den Überblick zu Rabatten.

Ein Blick auf den Monitor verschafft den Überblick zu Rabatten.

© Foto: Konstantin Sutyagin www.fotolia.de

Seitdem Anfang Mai die Entscheidung zu den neuen Rabattverträgen der AOK gefallen ist, hatten die Programmierer der Arzneimitteldatenbanken und der Praxis- und Apothekensoftware gut zu tun. Für 63 Wirkstoffe mussten die in den fünf Gebietslosen für die Verträge ausgewählten Präparate in verschiedenen Wirkstärken, Packungsgrößen und Darreichungsformen mit den betroffenen AOKen verknüpft werden. Das ist die Basis dafür, dass Ärzte und Apotheker bei der Verordnung oder Auswahl eines Präparates in ihrer EDV problemlos erkennen, für welches Präparat die Kasse des Patienten einen Vertrag abgeschlossen hat.

Fast 7000 Rabattverträge sind in der EDV abzubilden

Immerhin: Die Wege dieser Verknüpfung sind seit gut zwei Jahren ausgetreten und mussten nicht neu entdeckt werden: Fast 7000 Rabattverträge gab es Anfang Mai in Deutschland, die alle in der Software abgebildet sein sollten. Dennoch: Zumindest in der Praxis-EDV sind mit dem Start der neuen Rabattverträge im Juni die neuen Verknüpfungen noch nicht verfügbar, weil nach wie vor die meisten Vertragsärzte ihre Updates einmal im Quartal oder höchstens einmal im Monat bekommen.

Umsetzung der Verträge ist für die Anbieter Pflicht

Mit der Auslieferung des Updates zum dritten Quartal sollten aber bei den meisten EDV-Anbietern die neuen AOK-Rabattverträge abgebildet sein. Das hat eine kleine Umfrage der "Ärzte Zeitung" unter Praxis-EDV-Anbietern ergeben. Die Information über Rabattverträge ist übrigens nach dem Arzneispargesetz (AVWG) für die EDV-Anbieter eine Pflichtfunktion.

Insofern kommt Ärzten die Übergangsfrist für Rabattverträge, die für den ersten Monat gilt, ganz gelegen. Denn ohne EDV ist es mühsam, über Papierlisten oder Listen im Internet nachzuschlagen, mit welchem Hersteller die Kasse für einen bestimmten Wirkstoff abgeschlossen hat. Es ist aber - nicht zuletzt, um die Compliance des Patienten zu fördern - sinnvoll, dass die Information des Patienten über den Rabattvertrag und über einen eventuell notwenigen Wechsel des Präparates schon in der Praxis beginnt und auch, dass schon der Arzt das Präparat bewusst auswählt, um später dem Apotheker die Diskussionen zu ersparen.

"Die Apotheker rollen doch den Ärzten einen roten Teppich aus, wenn diese ihnen einen Teil der Information abnehmen", sagt Dr. Jens Finnern, der bei der CompuGROUP für das Kassengeschäft verantwortlich ist. Mit der EDV beim Arzt könnten Krankenkassen "sehr viel unterstützend wirken", glaubt Finnern.

Auf diese Überzeugung stützt sich das Modell der Gruppe, für ihre Programme (Albis, David, M1, Medistar und Turbomed) den Kassen anzubieten, Ärzte über das Software-übergreifende Modul DocPortal zu informieren, falls es bei einem verordneten Wirkstoff für Versicherte einen Rabattvertrag gibt. In diesem Fall wird für etwa zehn Sekunden auf der Bildschirmoberfläche eine Information sichtbar, ähnlich einem Hinweis, dass eine Mail eingegangen ist. Krankenkassen müssen für diesen Service Geld bezahlen. Die TK zum Beispiel informiert Ärzte zum Teil auf diese Weise über das DocPortal.

Auch ohne DocPortal finden Ärzte bei den Programmen der CompuGROUP über die Arzneidatenbank mit einer Suchfunktion die Rabattverträge für Krankenkassen ihrer Patienten - allerdings nicht so komfortabel, wie Finnern betont.

Verknüpfung läuft über Arzneimitteldatenbanken

Informationen über Rabattverträge liefern alle Praxis-EDV-Hersteller, auch ohne speziellen Service für Krankenkassen. "Der Arzt hat ein Präparat im Kopf, das verschreibt er - und sieht am Monitor, ob es dazu einen Rabattvertrag gibt. Über einen speziellen Schalter kann er sich dann alle rabattierten Präparate zu dem Wirkstoff anzeigen lassen", beschreibt Lars Wichmann von Frey ADV (Quincy-win) die eigene Lösung. Ähnlich ist es bei MCS und DOCexpert gelöst. Dort gebe es einen Button "Rabattverträge", so MedatiXX-Geschäftsführer Jens Naumann.

Auch die Scholz-Datenbank, mit der Promedico (easymed-win) und Pro Medisoft (Profimed) arbeiten, liefert entsprechende Informationen. Wer etwa bei Profimed aus dem Rezept verordnet, sieht es, falls es ein Präparat mit Rabattvertrag gibt. "Per Doppelklick können Ärzte das Medikament dann direkt übernehmen", so Oliver Seibt von Pro Medisoft. Und falls es mehrere Präparate mit Vertrag gibt, werden alle vorschriftsgemäß in einem Fenster angezeigt.

Lesen Sie dazu mehr: Special Rabattverträge

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