Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck

Diabetesgesellschaft fordert Lobby für chronisch Kranke

Eine institutionalisierte politische Vertretung für Diabetiker und Hypertoniker soll die Prävention von Volkskrankheiten nach vorne bringen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Menschen mit Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck sollen besser vertreten werden, fordern die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die Deutsche Hochdruckliga.

Menschen mit Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck sollen besser vertreten werden, fordern die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die Deutsche Hochdruckliga.

© Africa Studio / stock.adobe.com

BERLIN. Der zunehmende ökonomische Druck auf Ärzte in Krankenhäusern beschäftigt die medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften.

In der bevorstehenden Legislaturperiode müsse ein Nationaler Diabetesplan beschlossen werden, forderte Professor Monika Kellerer, Vizepräsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), von der nächsten Bundesregierung. Ein Bundesbeauftragter für Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck solle der Prävention dieser Krankheiten Nachdruck verleihen. In der zurückliegenden Legislatur gelang Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mit der "Allianz für Gesundheitskompetenz" lediglich eine eher vage Unterstützung der sprechenden Medizin.

Zudem solle die Forschung an Volkskrankheiten wie Diabetes stärker gefördert werden, sagte Kellerer bei der Auftaktpressekonferenz der Herbsttagung der DDG und des Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Hochdruckliga (DHL) am Dienstag in Berlin.

Im Medizinstudium solle die Diabetologie eine größere Rolle spielen. Es könne nicht sein, dass das Thema wie bisher in "ein paar Doppelstunden" abgehakt werde. Diese Maßnahmen seien notwendig, um auch in Zukunft die Versorgung der immensen Zahl von Betroffenen aufrecht zu erhalten.

Bei etwa sechs Millionen Menschen ist ein Diabetes diagnostiziert. Die Dunkelziffer an nicht entdeckten Krankheiten wird auf zwei Millionen geschätzt.

Die Forderungen zielen auf eine Entwicklung, die in der Inneren Medizin längst Besorgnis ausgelöst hat. Eigenständige klinische Diabetesabteilungen müssten ökonomischem Druck weichen und würden nicht wiederbesetzt. Das wiederum wirke sich auf die Nachwuchsgewinnung aus, die Diabetologie verliere in den universitären Lehrplänen an Bedeutung, skizzierte Kellerer die Kausalkette. Dieses Szenario laufe dem Trend einer wachsenden Zahl von Patienten mit Diabetes entgegen.

Es seien Grenzen erreicht, beschrieb DDG-Präsident Professor Dirk Müller-Wieland die aktuelle Situation. Er betonte die Verantwortung der Fachgesellschaft dafür, dass es auch in Zukunft noch Diabetologen, Hypertensiologen und Rheumatologen gebe.

Erstmals veranstalten die DDG und die Deutsche Hochdruckliga ihre Kongresse ab 13. November gemeinsam. Professor Walter Zidek, Sprecher der Sektion Versorgungsstrukturen / Hypertoniezentren in der DHL, forderte die kommende Bundesregierung auf, Menschen mit chronischen Krankheiten und ihre ärztliche Versorgung in den Fokus zu nehmen.

Die Ökonomisierung in der Folge der Einführung der Fallpauschalen (DRG) sei nur schwer wieder einzufangen. "Die Ökonomen haben die Macht in den Krankenhäusern übernommen", sagte Zidek. Um die Entwicklung umzukehren, benötige es mindestens zehn Jahre.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Nutzenbewertung

IQWiG erkennt keinen Zusatznutzen für Alzheimer-Antikörper Lecanemab

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen