Neue Verbandsgründung
"Diagnostiker sind die Fluglotsen des Systems"
Mit neuer Verbandsstruktur wollen fünf diagnostische Fächer auf sich aufmerksam machen.
Veröffentlicht:BERLIN. "Systemrelevant und entwicklungstreibend": Auf diesen Nenner bringt der Sprecher des neuen Dachverbands ärztlicher Diagnostikfächer (DVÄD) Dr. Detlef Wujciak die Bedeutung der Radiologen (BDR), Pathologen (BDP), Nuklearmediziner (BDN), Laborärzte (BDL) und der Mikrobiologen, Virologen und Infektionsepidemiologen (BÄMI). "Auf unserer Diagnostik basiert die gesamte ärztliche Versorgung", sagte der Radiologe aus Halle bei der ersten Pressekonferenz des Verbandes am Donnerstag. Die Diagnostiker seien damit die "Fluglotsen des Systems".
Der Verband ist aus der Arbeitsgemeinschaft Methodenorientierter Fächer (AGMF) hervorgegangen. Von der neuen Organisationsform erhoffen sich die Verantwortlichen mehr Sichtbarkeit und mehr politische Schlagkraft, um die Qualität der diagnostischen Versorgung zu sichern.
In dem neuen Verband sind knapp 13.000 Ärzte organisiert, die an 2850 Standorten mehr als 100.000 Mitarbeiter beschäftigen. Geschätzt gehen rund 25 Millionen ärztliche Behandlungsfälle im Jahr auf das Konto der Angehörigen der diagnostischen Fächer. Lediglich sechs Prozent der Kosten des Gesundheitswesens flössen in die Diagnostik, wies Wujciak aber Befürchtungen zurück, die rasante Entwicklung diagnostischer Möglichkeit bedeuteten unübersehbare finanzielle Risiken für das System. "Nicht die Diagnostik ist teuer, sondern die Therapie", sagte Wujciak.
Tatsächlich schafft der Fortschritt der Diagnostik neue therapeutische Möglichkeiten. Der Wille, die neuen Tendenzen in die vertragsärztliche Versorgung aufzunehmen, sei da, sagte der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte Dr. Andreas Bobrowski. Es müsse jedoch noch darüber aufgeklärt werden, dass die Stratifikation immense Mittel einsparen helfe. Über "companion diagnostics" ließen sich falsche Therapien minimieren. "Und die teuerste Therapie ist die falsche Therapie", sagte Bobrowski.
Der Verband mahnt an, die diagnostischen Fächer in der Ausbildung von Ärzten angemessen zu berücksichtigen. Bei Ärzten und medizinisch-technischen Assistenten drohe Nachwuchsmangel.
70% aller Diagnosen werden von den Ärzten der Laborfächer erstellt.