Die PKV wird nicht wiederzuerkennen sein

Auch wenn die Zukunft der PKV zurzeit äußerst unsicher scheint, wird sie nach Ansicht einiger Experten trotzdem überleben. Ihre Prognose: Die beiden Systeme PKV und GKV werden sich mit Sicherheit weiter annähern.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:
Wie sieht die Zukunft der Krankenversicherung aus? Das wollen auch Ärzte gerne wissen.

Wie sieht die Zukunft der Krankenversicherung aus? Das wollen auch Ärzte gerne wissen.

© Haertle/fotolia.com

BERLIN. Auch 2020 wird es die private Krankenversicherung (PKV) geben. Allerdings wird sie nicht mehr wiederzuerkennen sein.

Darin kamen die meisten Podiumsteilnehmer der Diskussion über die Zukunft der Krankenversicherung auf dem Hauptstadtkongress überein.

"Wir werden aber eine Annäherung der beiden Systeme erleben. Die Gesetzliche Krankenversicherung wird Elemente der Privaten Krankenversicherung übernehmen und die PKV wird sich ihrerseits Elemente der GKV aneignen", prognostizierte Professor Johann-Matthias Graf von der Schulenburg, Direktor des Instituts für Versicherungsbetriebslehre und Leiter der Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie an der Leipzig Universität Hannover.

Mit einem großen Knall, bei dem die heutigen Oppositionsparteien ihre sogenannte Bürgerversicherung einführen, die einheitliche Leistungen für alle anbieten soll, rechnen die Experten also nicht. Sie erwarten eher einen schleichenden Abschied vom strikt zweigeteilten Versicherungsmarkt.

Denn schon jetzt werden die Unterschiede zwischen beiden Versicherungsarten kleiner.

Während die PKV beispielsweise Instrumente zur Kostensenkung wie Arzneimittelrabatte erhält, bieten die gesetzlichen Kassen bereits seit einigen Jahren Kostenerstattungstarife an, auch wenn sie bisher von den allermeisten Versicherten verschmäht werden.

Auch bei den privaten Versicherungsunternehmen macht sich inzwischen die Erkenntnis breit, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann.

"Die PKV muss sich in einzelnen Punkten reformieren. Das wird gelegentlich nur mit Unterstützung des Gesetzgebers gehen", gab der PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach zu.

Lotsenfunktion gewinnt an Bedeutung

Allerdings sind sowohl der PKV-Cheflobbyist als auch der Gesundheitsökonom von der Schulenburg überzeugt, dass die Vollversicherung in der GKV nur aufrechterhalten werden kann, wenn es die PKV als Korrektiv gibt.

"Der Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung wäre schon längst geschreddert, wenn es die PKV als Benchmark nicht gäbe", sagte Leienbach.

Birgitt Bender, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, sprach dagegen der PKV als eigenständiges System eine Existenzberechtigung ab.

"Sie gewährleistet zwar einen schnellen Zugang zu medizinischer Versorgung, leistet aber keinen Beitrag zur Qualität und Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung und verfügt über keinerlei Steuerungsinstrumente", kritisierte sie.

Die heutige Trennung in private und gesetzliche Versicherung soll es demnach so nicht mehr geben. Ginge es allein nach dem Willen der Grünen, würde es im Jahr 2020 einen gemeinsamen Krankenversicherungsmarkt geben.

Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. Sowohl die GKV als auch die PKV plagen ähnliche Probleme: eine steigende Zahl älterer Mitglieder, die mehr Leistungen in Anspruch nimmt sowie der teure medizinisch-technische Fortschritt.

Deshalb werden die Krankenversicherer - ganz egal, ob gesetzliche Kassen oder Privatassekuranz - nach Ansicht der Experten in Zukunft noch stärker die Funktion des Lotsen für ihre Versicherten übernehmen müssen.

"Versorgungsmanagement ist entscheidend, will man wirklich die Kosten pro Krankheitsfall senken", gibt von der Schulenberg zu bedenken.

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