WHO-Milliardengipfel

Die Zahlenspiele des Dr. Tedros

Bei der Weltgesundheitsversammlung haben die Delegierten eine Reihe pompöser Aktionspläne verabschiedet. Milliarden Menschen sollen von den neuen Beschlüssen des höchsten Entscheidungsgremiums der WHO profitieren.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Dr Tedros Adhanom Ghebreyesus aus Äthiopien ist seit Mai 2017 WHO-Generaldirektor.

Dr Tedros Adhanom Ghebreyesus aus Äthiopien ist seit Mai 2017 WHO-Generaldirektor.

© Valentin Flauraud / dpa

GENF. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) feiert 2018 das 70. Jahr ihres Bestehens. Da sind Feierlaune und wohlfeile Weltverbesserungsprogramme angesagt – obwohl die WHO nach ihrem massiven organisatorischen Versagen in der westafrikanischen Ebola-Krise zwischen 2013 und 2016 unter enormem Reformdruck steht.

WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus ist deshalb in die Offensive gegangen und hat die von seiner Vorgängerin Dr. Margaret Chan initiierten organisatorischen Reformen vorangetrieben.

Die Delegierten der immerhin schon 71. Weltgesundheitsversammlung (WHA) – des höchsten Entscheidungsgremiums der WHO – haben nun in Genf dem Allgemeinen Handlungsrahmen der Organisation für den Zeitraum 2019 bis 2023 (GWP13) zugestimmt, mit dem die Reaktionsgeschwindigkeit der WHO auf Gesundheitskrisen weltweit drastisch erhöht werden soll.

Die Organisation bemühte sich deshalb auch, taggleich mit der Meldung der jüngst bestätigten Ebola-Fälle in der Demokratischen Republik Kongo durch die Regierung in Kinshasa ein Koordinationsteam vor Ort zu schicken, die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mit an Bord.

Drei strategische Ziele

Um seiner Amtszeit einen Stempel aufzudrücken, hat Tedros der WHA dabei einen Aktionsplan zur Verabschiedung vorgelegt, der es in sich hat. Danach sollen eine Milliarde Menschen bis zum Jahr 2023 vor Gesundheitskatastrophen geschützt werden.

Weitere strategische Ziele sind das Erreichen einer Universal Health Coverage (UHC) – darunter wird der Zugang für alle Menschen in einem Land zu qualitätsgesicherten Dienstleistungen im Gesundheitswesen mittels einer universellen Gesundheitsabsicherung verstanden – sowie die Förderung gesünderer Bevölkerungen.

Auch hier sollen sich eine Milliarde Menschen einer besseren Gesundheit und eines besseren Wohlbefindens erfreuen.

Tedros hat noch ein weiteres Betätigungsfeld für die WHO entdeckt: unterstützende Technologien. Die WHA hat eine Resolution verabschiedet, nach der die Mitgliedstaaten Strategien aufsetzen, implementieren und vorantreiben sollen, um ihren Bevölkerungen Zugang zu Rollstühlen, Hörgerätelösungen, Prothesen und weiteren unterstützenden Lösungen zu verschaffen.

Bisher hätten 90 Prozent der betroffenen Menschen mit entsprechenden Beeinträchtigungen keinen Zugang zu solchen Technologielösungen. Eine Milliarde Menschen – bis zum Jahr 2050 sogar zwei Milliarden – sollten davon profitieren und so leichter am Arbeitsalltag oder an sonstigen Lebenssituationen partizipieren können, propagiert Tedros.

Bis zum Jahr 2021 soll der Generaldirektor einen Bericht zur weltweiten Situation beim Zugang zu unterstützenden Technologien vorstellen. Weitere Berichte sollen im Vierjahres-Rhythmus folgen.

Aktionsplan für mehr Bewegung

Des Weiteren verabschiedeten die WHA-Delegierten in Genf eine Resolution, um eine koordinierte, weltweite Antwort auf die Rheumatische Herzkrankheit zu finden, von der den Angaben zufolge jährlich 30 Millionen Menschen rund um den Globus betroffen sind – 2015 soll dieses Krankheitsbild 350.000 Todesfälle verursacht haben.

Die Krankheit trete meist in jungen Jahren auf, wobei Mädchen und Frauen überproportional häufig betroffen seien, so die WHO.

In puncto Digital Health haben die Delegierten eine Resolution verabschiedet, die die Mitgliedstaaten anspornt, das Potenzial von Big Data und Künstlicher Intelligenz für einen erleichterten UHC-Zugang weiter Teile der Bevölkerung zu nutzen.

Auf diesem Weg sollen die Mitgliedstaaten auch dazu beitragen, die im September 2015 beim Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen in New York verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDG) zu erreichen.

Ziel Nr. 3 trägt den Titel "Gesundheit". Im Sinne der verabschiedten Nachhaltigkeits-Agenda soll etwa jeder Mensch auf der Welt bis zum Jahr 2030 Zugang zu einem UHC-System haben, lautet das ambitionierte Ziel.

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