Niedersachsen

Drohende Abschiebung von Pflegekräften: Heim lädt Ministerpräsident Weil ein

Rund 50.000 Menschen haben eine Online-Petition gegen die Abschiebung von Beschäftigten eines Pflegeheims im Landkreis Rotenburg unterschrieben. Nun lädt das Heim Vertreter der Landesregierung ein.

Veröffentlicht:

Wilstedt. Wegen der drohenden Abschiebung von Pflegekräften hat ein Heim in Wilstedt im Landkreis Rotenburg Vertreter der Landesregierung eingeladen. Heimleitung, Angehörige und Betroffene möchten Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Innenministerin Daniela Behrens und Gesundheitsminister Andreas Philippi (alle SPD) eine Petition übergeben, wie Anne Weiss von der Angehörigeninitiative mitteilte. Rund 50.000 Menschen haben die Online-Petition gegen die Abschiebungen nach Zählung auf der Internetseite bislang unterschrieben.

Nach Angaben des Heims droht zehn kolumbianischen Beschäftigten , die vor allem im Pflegebereich arbeiten, wegen abgelehnter Asylanträge die Abschiebung. Die Leitung sieht dadurch den Betrieb der Einrichtung für demenzkranke Menschen in Gefahr. Demnach arbeiten 40 Beschäftigte in dem Haus mit aktuell 45 Bewohnerinnen und Bewohnern.

Belastende Situation mit unklarem Ausgang

Das niedersächsische Innenministerium hatte darauf verwiesen, dass ausländische Staatsangehörige, die kein Recht auf Asyl und auch keine andere aufenthaltsrechtliche Bleibeperspektive haben, gesetzlich zur Ausreise verpflichtet sind. Reisten sie nach Ablauf der Frist nicht freiwillig aus, seien die Ausländerbehörden gesetzlich verpflichtet, die Abschiebung einzuleiten. Im Fall des Heims in Wilstedt sprach der Sprecher von einer „äußerst misslichen Lage“. Das Innenministerium steht demnach im Kontakt mit der örtlich zuständigen Ausländerbehörde, um die rechtlichen Gegebenheiten in den jeweiligen Einzelfällen und mögliche Handlungsoptionen zu klären.

Nach Angaben der Heimleitung wurden in zwei Fällen Härtefallanträge gestellt. Eine Antwort von den Behörden habe es bislang nicht gegeben. „Ich fühle mich für meine Mitarbeitenden verantwortlich und will, dass sie in Sicherheit leben“, sagte Heimbetreiber Tino Wohlmacher laut Mitteilung. Außerdem stehe das Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Spiel. „Und letztlich auch meine Existenz als Unternehmer und Betreiber des Pflegeheims“, erklärte Wohlmacher. Die Situation sei sehr belastend. (dpa)

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Antworten auf häufig gestellte Fragen

Was in die elektronische Patientenakte gehört – und was nicht

cVDPV2 im Abwasser

Erneut Polioviren in deutschen Städten gemeldet

Lesetipps
Aquarell des Bundestagsgebäude

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur ePA: Turbo-Test für die grüne Banane

Seit Dezember 2023 regelhaft möglich in Deutschland: die Krankschreibung per Telefon.

© Christin Klose/dpa-tmn/picture alliance

Umfrage unter gut 1000 Beschäftigten

Jeder dritte Arbeitnehmer hat bereits Gebrauch von der Tele-AU gemacht

Eine gute Behandlungsqualität braucht vor allem auch gute Ausbildung. Dafür müssen aber die personellen Ressourcen in den Kliniken gegeben sein.

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Klinikreform: Zwischen Bundesrat und Bettkante