Corona
„Erbe der Pandemie“: DAK-Report belegt Chronifizierung von Angststörungen bei jungen Menschen
Fehlende Kontakte in der Pandemie-Zeit haben vor allem bei Mädchen zu höheren Fallzahlen wegen Angststörungen geführt, heißt es in einem neuen DAK-Report. Links liegen lassen dürfe die Politik das Problem nicht, warnen Ärzte und Krankenkasse.
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„Ängste bei Kindern werden chronisch“: Ein neuer Report der Krankenkasse DAK Gesundheit untersucht die Folgen der Corona-Pandemie.
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Berlin. Corona ist noch nicht vorbei: Laut neuem Kinder- und Jugendreport der DAK Gesundheit hinterlässt die Pandemie bei vielen jungen Menschen bis heute tiefe Spuren. Angststörungen, Depressionen und Essstörungen haben demnach deutlich zugenommen – vor allem bei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren.
Wurden im Vorpandemiejahr 2019 rund acht von 1.000 Mädchen aus der genannten Altersgruppe jedes Quartal wegen einer Angststörung ambulant oder stationär behandelt, waren es im Jahr 2024 knapp 17. Auch die Zahl der Mädchen, die zeitgleich an einer Angststörung und einer Depression litten, erhöhte sich um rund 90 Prozent.
Zahl der Angststörungen bei Mädchen verdoppelt
Für den Report wurden Abrechnungsdaten von etwa 800.000 bei der DAK versicherten Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren sowie mehr als 42 Millionen ambulante Arzt- und Therapeutenbesuche, Klinikaufenthalte und Arzneimittelverschreibungen untersucht.
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Die Zahlen des Reports der Krankenkasse machten „das Erbe der Pandemie sichtbar“, kommentierte der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité, Professor Christopj U. Correll.
Fehlende soziale Kontakte und Entwicklungsschritte aus der Pandemie-Zeit führten vor allem bei Mädchen zu einem internalisierenden Verhalten, was hohe Behandlungszahlen im Bereich psychischer Erkrankungen zur Folge habe. „Zudem sind Mädchen vulnerabler als Jungen für soziale Medien, deren Konsum in der Pandemie angestiegen ist“, sagte Correll.
Folgen der Pandemie in Praxen weiter spürbar
DAK-Vorstandschef Andreas Storm rief dazu auf, die Zahlen ernstzunehmen. Ansonsten könne es passieren, das man einen „Teil“ der jungen Generation verliere. Jugendliche litten oft auch als erwachsene Menschen an den Folgen psychischer Erkrankungen. Nötig sei eine breit getragene „Offensive für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, so der Kassenchef.
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Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), Dr. Michael Hubmann, sagte, die Kolleginnen und Kollegen stellten nach wie vor eine hohe Rate an psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen in ihren Praxen fest.
Dass sich bei psychischen Erkrankungen gerade bei jugendlichen Mädchen ein Plateau gebildet habe, überrasche ihn nicht, so Hubmann, der im bayerischen Zirndorf als Pädiater praktiziert. Nötig sei der Ausbau von Präventions- und Unterstützungsangeboten in Schulen, Kitas und Jugendzentren. (hom)






