Prävention

Ersatzkassen müssen sich am stärksten strecken

Die Krankenkassen sollen künftig sechs Euro pro Versicherten für Prävention ausgeben - so plant es die Regierung. Das beschert Mehrausgaben von wohl 200 Millionen Euro im Jahr. Doch nicht alle Kassen sind gleich stark betroffen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Für die einzelnen Kassenarten ist die neue Zielmarke von insgesamt sechs Euro für die Präventionsausgaben unterschiedlich weit weg.

Während der Durchschnitt der Präventionsausgaben der Ortskrankenkassen laut der amtlichen Statistik für 2012 dem vom Gesetzgeber anvisierten Wert mit 4,41 Euro je Versicherten schon recht nahe kommt, sind die Ersatzkassen mit im Schnitt 2,43 Euro noch ein gutes Stück weit davon entfernt.

Diese Werte umfassen lediglich die bislang eher stiefmütterlich behandelten Bereiche der Primärprävention zum Beispiel durch Sport, der betrieblichen Gesundheitsförderung und der Aktivitäten der Kassen in Kitas und Schulen.

AOKen erreichen Soll bereits fast

Bei den Ausgaben in diesen Lebenswelten müssen die Kassen am stärksten zulegen. Ein Euro je Versicherten fordert der Gesetzentwurf dafür.

Die Knappschaft (KBS) kam 2012 auf zwölf Cent, die Ersatzkassen im Schnitt auf 14 Cent, die Betriebskrankenkassen auf 15 und die Innungskrankenkassen auf 19 Cent.

Die AOKen mit ihrer Verankerung in den Regionen haben dagegen mit 91 Cent das Soll fast schon erreicht.

Nicht ganz so krass sind die Abstände zur geforderten Norm bei der betrieblichen Gesundheitsförderung, die künftig mit zwei Euro je Versicherten zu Buche schlagen soll.

Hier bewegten sich die Kassenarten 2012 in einer Spanne zwischen 95 Cent (AOKen) und 43 Cent (Knappschaft).

IKKen haben zuletzt mehr für Prävention und Impfungen ausgegeben

Die Ausgaben für Individualprophylaxe und betriebliche Gesundheitsförderung werden üblicherweise mit denen für Schutzimpfungen, die Förderung der Selbsthilfe und denen für soziale Dienste zusammengefasst.

Das ändert das Bild. Alle Kassenarten liegen dann in einer schmalen Spanne von 25,27 Euro je Versicherten im Schnitt bei den IKKen und 23,86 Euro bei der Knappschaft.

Die Gesamtausgaben der GKV für diesen Komplex lagen laut der Veröffentlichungen des Gesundheitsministeriums 2012 mit 1,72 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres.

Die Ausgaben der einzelnen Kassenarten wiesen hingegen starke Ausschläge auf. So haben die IKKen 10,7 Prozent mehr für Prävention und Impfungen ausgegeben als 2011, die Ersatzkassen 7,3 Prozent.

Die AOKen verzeichneten dagegen ein Minus von 6,3 Prozent, die Knappschaft von 5,9 Prozent und die BKKen von 3,3 Prozent.

Ursachen für Mehrausgaben nicht ergründet

Die Erklärungen aus den Kassenverbänden fallen unterschiedlich aus. Rabattverträge für Impfstoffe hätten zu Minderausgaben geführt, heißt es beim AOK-Bundesverband.

Eine Sprecherin der KBS verortete den Rückgang bei der Prävention. Ursächlich dafür sei die geringere Nachfrage der Versicherten.

Auf Mutmaßungen ist man beim BKK-Bundesverband angewiesen. Möglicherweise habe sich die Fusion der BKK-Gesundheit mit der DAK hier ausgewirkt. Dies könne sich auf die Ausgaben für die als Satzungsleistung angebotenen Reiseschutzimpfung ausgewirkt haben.

Auch die Ursachen für Mehrausgaben sind noch nicht voll ergründet. Dahinter könne ein Mehr an Reiseimpfungen als Satzungsleistung stecken, schätzt die Sprecherin des Bundesverbandes der IKKen.

Die Steigerungsrate sei "fachlich nicht eindeutig erklärbar", hat die Sprecherin des Ersatzkassenverbandes mitgeteilt. Sie beruhe zum Teil auf Buchungsunregelmäßigkeiten bei den Schutzimpfungen 2011.

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom