Erste Pflegenoten zeigen gute und schlechte Qualität in Heimen

Um Licht in die Blackbox Pflege zu bringen, bekommen Pflegeheime Noten. Die ersten Zeugnisse für mehr als 1000 Häuser sollen im November im Internet stehen, versprechen die Pflegeprüfer. Anhaltende Kritik am Notensystem weisen sie zurück.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Zeugnisvergabe: Über 1000 Heime hat der MDK in den vergangenen drei Monaten nach der neuen Schulnoten-Systematik bewertet.

Zeugnisvergabe: Über 1000 Heime hat der MDK in den vergangenen drei Monaten nach der neuen Schulnoten-Systematik bewertet.

© Foto: sba

BERLIN. Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) hat die neuerliche Kritik an der Benotung von Heimen zurückgewiesen. "Die Pflegenoten sind eine wichtige Hilfestellung für die Verbraucher", sagte MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick am Donnerstag in Berlin. Die Überprüfung der ersten von insgesamt rund 10 300 Heimen habe ergeben, dass das zwischen Pflegekassen, MDS und Heimträgern vereinbarte Schulnoten-System geeignet sei, Unterschiede in der Qualität der Heime abzubilden.

In Deutschland sollen künftig alle 22 000 stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen regelmäßig vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) auf ihre Qualität hin überprüft werden. Dies sieht die zum 1. Juli 2008 in Kraft getretene Pflegereform vor. Mit Hilfe von Schulnoten, die in den Einrichtungen selber, aber auch im Internet veröffentlicht werden müssen, sollen Verbraucher gute Pflegeheime besser von schlechten Heimen unterscheiden können. Basis der Beurteilungen sind Ergebnisse der Qualitätsprüfungen des MDK. Jedes Pflegeheim bekommt darauf aufbauend eine Gesamtnote ausgestellt, die sich wiederum aus mehreren Einzelnoten - zum Beispiel für die Bereiche "Pflege und medizinische Betreuung", "Umgang mit demenzkranken Bewohnern" oder "Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene" zusammensetzt.

Kritiker des Systems hatten zuletzt eingewendet, dass schlechte Noten für die pflegerische und medizinische Qualität eines Heimes durch gute Noten in anderen, weniger relevanten Bereichen verwässert würden (wir berichteten). Am Ende stehe eine Einrichtung trotz schlechter Pflegequalität mit einer guten Note da.

Pick widersprach dem. Die Gesamtnote für das Heim sei zwar eine "Mittelung" mehrerer Einzelnoten. Der Bereich "Pflege und medizinische Versorgung" sei aber der für die MDK-Bewertung "dominante Bereich", so Pick.

Laut Pick wurden in den vergangenen drei Monaten in ganz Deutschland die ersten 1057 Heime nach den Regeln der neuen Pflegenoten geprüft. Über 700 Einrichtungen hätten die Kassenprüfer "sehr gute" oder "gute" Qualität bescheinigt. 73 Heime erhielten dagegen in der Gesamtnote ein "ausreichend " und zwölf sogar nur die Gesamtnote "mangelhaft". "Befriedigend" bekamen 256 der geprüften Häuser.

"Insgesamt haben wir in Deutschland eine hinreichende Qualität bei den Pflegeheimen", kommentierte K.-Dieter Voß, Vorstand beim GKV-Spitzenverband. Dass der MDK mit den neuen Pflegenoten bereits in den ersten Wochen die mangelhafte Qualität in zwölf Pflegeheimen habe aufdecken können, zeige, "dass es gut und richtig war, mit den Pflegenoten konsequent auf Transparenz zu setzen". Da, wo es notwendig sei, würden die Transparenzkriterien weiter verbessert, sagte Voß.

Verbraucher könnten erste Pflegenoten spätestens im November über verschiedene Internetseiten abrufen, kündigte MDS-Chef Pick an. Die beurteilten Häuser bekämen zuvor Einsicht in die Prüfergebnisse und könnten sich dazu äußern. Dies geschehe aber nicht im Sinne "von einverstanden oder nicht einverstanden", betonte Pick. Um die Veröffentlichung zu vermeiden, bleibe nur die Möglichkeit der Unterlassungsklage.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Es geht um Transparenz

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