Weltimpfgipfel
Facebook & Co wollen Fake News bremsen
Beim Weltimpfgipfel in Brüssel standen Strategien im Fokus, um mit Desinformationen besser umzugehen.
Veröffentlicht:Brüssel. Mit einem dramatischen Appell hat EU-Gesundheitskommissar Vytenis Adriukaitis am Donnerstag den Weltimpfgipfel in Brüssel eröffnet.
„Jede Minute, die wir zögern, uns für Impfungen einzusetzen, kostet Kinder das Leben“, sagte er vor rund 400 Vertretern von Regierungen, Hilfsorganisationen sowie Fachpublikum von Ärzten und Pflegepersonal aus allen Regionen der Welt.
„Wenn man sich das epidemiologische Bild anschaut und sieht, dass man keine rasche Chance auf einen umfassenden Impfschutz hat, sollte man es verpflichtend machen“, erklärte Andriukaitis unter dem Applaus der Teilnehmer.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte: „Es kann nicht angehen, dass in einer so hoch entwickelten Welt wie der unseren noch immer Kinder an Krankheiten sterben, die schon seit Langem hätten ausgerottet sein sollen.“
Im Mittelpunkt der eintägigen Beratungen stand die Frage, wie man das Vertrauen der Menschen in die Wirksamkeit und den Schutz von Impfungen erhöhen könnte. Maggie de Block, Belgiens Ministerin für Soziales, Gesundheit und Migration, forderte alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen auf, „sich überzeugender für den Impfschutz einzusetzen“.
In ihrem Land, so die Ministerin, würde selbst ankommenden Flüchtlingen bereits am ersten Tag ihres Aufenthaltes eine freiwillige Impfung angeboten. Die Rate liege bei 95 Prozent, „weil unsere Mitarbeiter überzeugend sind“.
Katherine O‘Brien, die für Impffragen zuständige Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), forderte dazu auf, sich an die „Eltern von morgen“ zu wenden – also bereits Studenten und Auszubildende anzusprechen sowie jeden Kontakt von Gesundheitspersonal mit schwangeren Frauen und werdenden Eltern zu nutzen, um ihnen zu zeigen: „Impfungen sind sicher. Impfungen schützen ihr Kind.“
Sie verurteilte die Kampagnen der Gegner scharf. Zwar seien derartige Aktionen nicht neu, aber sie hätten über die sozialen Netzwerke heute mehr Chancen, ihre „falschen Argumente“ zu verbreiten. Jason Hirsch, Manager beim US-Konzern Facebook, berichtete über neue Initiativen seines Hauses, um „Falschinformationen über Impfungen“ auszugrenzen. So würden die Betreiber solcher Seiten bei Suchanfragen deutlich heruntergestuft.
Anti-Impf-Kampagnen nehme man seit April die Möglichkeit, über Facebook Förderer zu finden. Maud Sacquet, Managerin beim Internet-Konzern Mozilla, der auch den Browser Firefox betreibt, kündigte die Entwicklung neuer Instrumente und Tools an, um zu verhindern, dass „Desinformationen weiter verbreitet werden“.
Beide Online-Konzerne suchten stattdessen die Partnerschaft mit der WHO und anderen „seriösen Organisationen“, um deren Erkenntnisse zugänglich zu machen.