SPD

"Familienarbeitszeit" soll auch Pflegende entlasten

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern: Das will die SPD mit einem erneuerten Konzept.

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Neue Regelungen zur Arbeitszeit sollen Betreuung von Kindern wie auch von pflegebedürftigen Eltern verbinden.

Neue Regelungen zur Arbeitszeit sollen Betreuung von Kindern wie auch von pflegebedürftigen Eltern verbinden.

© Nelos/Fotolia

BERLIN. Angehörige von Pflegebedürftigen, die im Berufsleben stehen, sollen künftig besser entlastet werden. Das sieht das Konzept der "Familienarbeitszeit" der SPD vor, das neben Eltern von kleinen Kindern künftig auch pflegende Angehörige unterstützen soll. Familienministerin Manuela Schwesig stellte am Mittwoch ihre Pläne vor, deren Kosten auf insgesamt 2,5 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt werden.

Beide Elternteile jüngerer Kinder sollen ihre Arbeitszeit zwei Jahre lang auf 26 bis 36 Stunden reduzieren können und erhalten dafür ein Familiengeld von zusammen 300 Euro. Das Angebot soll für die Dauer von maximal 24 Monaten gelten, für Kinder bis zu acht Jahren.

Mit einer ähnlichen Regelung sollen künftig auch Angehörige entlastet werden, die sich um Pflegefälle in der Familie kümmern. "Ich möchte die Familienarbeitszeit ausweiten auf die Familien, die zu Hause ihre Eltern oder Geschwister pflegen und ihre Arbeitsstunden reduzieren möchten", kündigte Schwesig im Vorfeld an. Sie schlägt dazu zwei neue Modelle vor, deren Reihenfolge die Familienangehörigen frei wählen können. Zum einen soll es eine dreimonatige Freistellung von der Arbeit mit Lohnersatz geben, um Angehörige zu pflegen. Darüber hinaus soll auch bei der Pflege ein 24-monatiges Familiengeld eingeführt werden, wie es Schwesig bereits für die Kindererziehung vorschlägt.

Auch hier soll es darum gehen, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen: Zwei Angehörige können sich das Familiengeld teilen, beispielsweise Kinder oder Geschwister der Pflegebedürftigen. Dieses "Entlastungsangebot ist dringend nötig", betonte Schwesig. Mit der Entlastung der Pflegenden baut sie das bereits 2016 vorgelegte, in der großen Koalition aber nicht durchgesetzte Konzept der "Familienarbeitszeit" aus.

"Familien sind heute unter massivem Druck durch eine Doppelt- oder Dreifachbelastung", sagte Schwesig nun bei der Vorstellung des erneuerten Konzepts in Berlin. Sie kritisierte, dass Frauen derzeit noch 80 Prozent der Arbeit für Kinder und Pflegefälle leisten. Nicht die Familie sollte arbeitsfreundlicher, sondern die Arbeitswelt familienfreundlicher werden, so die SPD-Vize.

Die Familienpolitik wird offenbar zu einem zentralen Streitthema zwischen SPD und Union im Bundestagswahlkampf. Schwesig warf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Union vor, in der gemeinsamen großen Koalition alle Vorstöße in diese Richtung blockiert zu haben. "Die Familienarbeitszeit wird es nur unter einem Kanzler Martin Schulz geben", sagte Schwesig. (jk/dpa)

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