Frühwarnsystem soll über Klinikauslastung informieren

SAARBRÜCKEN (kin). Die Krankenhäuser im Saarland bekommen ein Frühwarnsystem, um künftig besser über die aktuelle Beleg-Situation in den Saar-Kliniken informiert zu sein. Darauf haben sich jetzt Vertreter der Saarländischen Krankenhaus-Gesellschaft, des Rettungs-Zweckverbandes und der Landesregierung bei einem Krisentreffen des Gesundheitsministeriums verständigt.

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Kein Platz für Notfälle gab es im Saarland an einem Tag im Januar.

Kein Platz für Notfälle gab es im Saarland an einem Tag im Januar.

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Anlass war eine Alarm-Meldung des ärztlichen Direktors der Homburger Unikliniken, Professor Hans Köhler. Köhler hatte zuvor öffentlich bekannt gemacht, dass sich im Januar erstmals an einem Tag alle internistischen Abteilungen im Saarland bei der zentralen Rettungs-Leitstelle abgemeldet hatten - und zwar für mehrere Stunden (wir berichteten). Wie es hieß, soll es für die Notärzte auch in den Nachbargemeinden von Rheinland-Pfalz schwer gewesen sein, freie Betten zu finden. Das saarländische Gesundheitsministerium verwies darauf, dass aber trotz der Ausnahmesituation "eine Reihe von Krankenhäusern" Patienten aufgenommen hätten.

Mehr Transparenz bei der Versorgungssituation

Vereinbart wurde jetzt vor allem, die Software zu verbessern. Der Rettungszweckverband soll nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Saarbrücken im Zentralen Bettennachweis eine neue "Warnplattform" einrichten. Ab einer Abmeldequote von 50 Prozent soll dort informiert werden, welche Krankenhäuser sich für welche Notaufnahmen abgemeldet haben. "Damit wird Transparenz im Hinblick auf die Versorgungssituation geschaffen", erklärte der Sprecher des saarländischen Gesundheitsministeriums, Stephan Kolling. Auch der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhaus-Gesellschaft (SKG), Günter Möcks, lobte die Einigung. "Die einzelnen Häuser haben bisher keine Rückmeldung, wie es bei den anderen aussieht", erläuterte er. Künftig bekomme man dafür eine "Wasserstand-Anzeige".

Offen bleibt, warum es zum Engpass kam.

Offen ist noch, warum es den Engpass gab. "Im Januar und Februar haben wir wegen der Grippewelle immer solche Spitzen", so SKG-Geschäftsführer Möcks. Erstmals hätten sich aber gleich alle internistischen Abteilungen abgemeldet. Möglicherweise schicken aber auch mehr niedergelassene Ärzte ihre Patienten in die Krankenhäuser. So wurde bei dem Krisengespräch vereinbart, auf die KV Saarland zuzugehen, um die Möglichkeiten für ein Frühwarnsystem zwischen den Vertragsärzten und den Krankenhäusern auszuloten.

Ein weiterer, möglicher Grund: Die Krankenhausplaner haben die Altersentwicklung im Saarland verschlafen. "In den letzten Jahren sind zahlreiche internistische Betten abgebaut worden", klagt Möcks. Gleichzeitig wird im Saarland jetzt eine neue Kinderklinik gebaut - nicht einmal 20 Kilometer von der Uni-Kinderklinik in Homburg entfernt. "Wir sehen bei der Inneren Medizin keine Unterversorgung", erwiderte Ministeriums-Sprecher Kolling. Nach seiner Darstellung ist das Saarland bei der Zahl der internistischen Abteilungen im Bundesvergleich auf einem Spitzenplatz.

"Betten reinschieben" - Keine Lösung für die Klinik

Für Verärgerung bei den Krankenhaus-Vertretern sorgte Kolling mit dem Hinweis, dass man ja im Notfall "das eine oder andere Bett auch noch einschieben kann". "Das zeugt nur von Ignoranz", schimpfte Möcks. "Wenn die Beatmungsgeräte alle belegt sind, ist es sinnvoll, abzumelden. Die Patienten können dann nicht mehr versorgt werden."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: An Ältere in den Kliniken denken!

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