Arzneiverordnungsreport

GKV könnte fünf Milliarden Euro einsparen

Trotz Kostendämpfung haben die Kassen für Arzneimittel eine Milliarde Euro mehr ausgegeben, zeigt der Arzneiverordnungsreport 2014. SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach kündigt Änderungen am AMNOG an.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die geseztlichen Krankenkassen haben wiede rmehr für Arzneimittel ausgegeben.

Die geseztlichen Krankenkassen haben wiede rmehr für Arzneimittel ausgegeben.

© FotografiaBasica / iStock

BERLIN. Die Arzneimittelpreise in Deutschland sind zu hoch. Zu dieser Einschätzung sind die Autoren des Arzneiverordnungsreports (AVR) 2014 gelangt.

Die Spielräume zeigten sich daran, dass alleine 2013 die Rabatteinnahmen der gesetzlichen Krankenkassen um 600 Millionen Euro auf drei Milliarden Euro gestiegen seien, sagte Professor Ulrich Schwabe bei der Vorstellung des Reports am Dienstag in Berlin.

Schwabe und Ko-Autor Dieter Paffrath haben damit die 30. Ausgabe des Reports seit 1985 vorgelegt. Ausgewertet wurden dafür vom wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) 819 Millionen kassenärztliche Verordnungen aus dem Jahr 2013, die für die Krankenkassen Ausgaben von 32,1 Milliarden Euro bedeuteten.

Das sei ein Anstieg um knapp eine Milliarde Euro - trotz der im Vorjahr noch wirksamen Kostendämpfungsinstrumente, sagte der Geschäftsführer des WIdO, Jürgen Klauber. Ursachen seien Strukturverschiebungen im Markt hin zu teureren Wirkstoffen und größeren Packungen.

Insgesamt haben die Autoren des AVR die Einsparpotenziale für die gesetzliche Krankenversicherung auf knapp fünf Milliarden Euro berechnet. Sie liegen laut demnach um 700 Millionen Euro höher als im Vorjahr.

AMNOG: Änderungen angemahnt - und angekündigt

Ein eigenes Kapitel widmet der Report dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG). Sowohl der stellvertretende Vorsitzende des AOK-Bundesverbands, Uwe Deh, als auch der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Professor Wolf-Dieter Ludwig, mahnten Änderungen an.

"Das AMNOG hat eine Lücke: Im ersten Jahr können Unternehmen die Preise frei festsetzen", sagte Deh. Der verhandelte Erstattungspreis müsse daher rückwirkend auch für das erste Jahr gelten.

Ludwig sagte, zum Zeitpunkt der Zulassung neuer onkologischer Wirkstoffe seien die Kenntnisse über Wirksamkeit und Sicherheit, gerade auch wegen beschleunigter Zulassungsverfahren, noch begrenzt.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kündigte Änderungen am AMNOG für die zweite Hälfte der Legislaturperiode an. "Die Arzneimittelpolitik ist ein ständiges Reformprojekt", sagte Lauterbach.

Er mahnte zusätzlich zur Preis- auch eine Qualitätskontrolle an. "Wir haben das Qualitätsproblem, dass wir nicht wissen, ob die Verordnungen in der Fläche dem entsprechen, was evidenzbasiert ist", sagte Lauterbach.

Die Medizinerausbildung leide unter Defiziten. Sie blende aus, dass die Arzneimitteltherapie immer komplexer werde, sagte Lauterbach.

Pharmaverbände haben Kritik an dem Report geübt und ihn als unwissenschaftlich bezeichnet.

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