Pflege

Geld und Personal werden knapp

Nach einem aktuellen Report des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung müssten bis zum Jahr 2040 zwischen rund 90 und etwa 130 Milliarden Euro in stationäre Pflegeplätze investiert werden.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Finanzspritze für die Pflege: In den kommenden Jahren sind erhebliche Investitionen nötig, prognostiziert das RWI-Leibniz-Institut.

Finanzspritze für die Pflege: In den kommenden Jahren sind erhebliche Investitionen nötig, prognostiziert das RWI-Leibniz-Institut.

© Tobias Kaltenbach / fotolia.com

Berlin. Die Pflege in Deutschland wird auch in den kommenden Jahren Investitionen in erheblichem Umfang auslösen.

Nach einem aktuellen Report des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung müssten bis zum Jahr 2040 zwischen rund 90 und etwa 130 Milliarden Euro in stationäre Pflegeplätze investiert werden, um für die hochgerechnet dann etwa 1,2 Millionen Bewohner von Pflegeheimen Konditionen zu schaffen, die denen der Bewohner von heute vergleichbar sind.

Privates Kapital wird benötigt

„Wir brauchen dafür auf jeden Fall auch privates Kapital“, sagte die Hauptautorin des Pflegeheim-Rating-Reports Dörte Heger am Mittwoch in Berlin.

Die Spanne des erwarteten Kapitalbedarfes ergebe sich aus der Berechnung nach Szenarien einerseits im Status quo und andererseits unter der Annahme einer fortschrittsbedingt geringeren Quote stationär zu pflegender Menschen und einer deutlich entlastenden Wirkung durch digitale Hilfsmittel.

Die vom RWI regelmäßig alle zwei Jahre erhobenen Daten weisen darauf hin, dass die privaten Heimbetreiber im Augenblick für eine solche Investitionstätigkeit am besten gerüstet sind.

Bei den öffentlich-rechtlichen Heimen und den freigemeinnützigen Einrichtungen wären derzeit jedoch bereits 48 beziehungsweise 60 Prozent der Heime ohne Zuschüsse nicht in der Lage, ordentlich in ihre Häuser zu investieren.

Die Analyse der Jahresabschlüsse von annähernd 2000 Heimen zeige aber auch, dass Insolvenzgefahr für lediglich vier Prozent der Häuser bestehe. Das wären deutlich weniger als bei den Krankenhäusern.

Weniger insolvenzgefährdet als Kliniken

Insgesamt zeichne sich eine Verschlechterung der finanziellen Situation auf dem Pflegemarkt ab, berichtete Heger. So steigt die Quote der Heime, die am Ende des Jahres ohne Überschuss dastehen bis 2019 auf knapp ein Viertel. 2016 hatte dieser Wert noch bei zehn Prozent gelegen.

Insgesamt wächst nach den Projektionen des RWI die Zahl pflegebedürftiger Menschen bis 2030 auf 4,4 Millionen und 2040 auf fünf Millionen an. Der heute schon spürbare Personalmangel werde dadurch zunehmend zur Herausforderung, sagte Heger.

Drei Handlungsempfehlungen haben die Autoren des Reports aus ihren Erkenntnissen herausdestilliert. Die Nachfrage nach Pflege sollte durch Reha vor Pflege, digitale Assistenzsysteme und den medizinisch-technischen Fortschritt gebremst werden.

Gleichzeitig sollte mehr Personal mit mehr Karrierechancen ausgebildet werden. Und drittens sollten Wettbewerb und innovationsoffene Refinanzierung sowie Bürokratieabbau die Planungssicherheit für Investoren erhöhen.

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