Kritik der Deutschen Krebsgesellschaft

Gemeinsame Strategie beim Krebsplan nötig!

Der Nationale Krebsplan krankt an seiner Heterogenität, kritisieren Experten. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit lasse zu wünschen übrig.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

KÖLN. Bei der Umsetzung des Nationalen Krebsplans gibt es ein wesentliches Hindernis: die mangelnde Verzahnung zwischen der gemeinsamen Selbstverwaltung auf der einen und Wissenschaft sowie Fachwelt auf der anderen Seite. "Wir haben einen Bruch im System, der sich auf die Versorgung auswirkt", sagte Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, bei der MCC-Fachkonferenz "Onkologie 2017" in Köln.

Während die Selbstverwaltung Richtlinien für die Versorgung von Krebspatienten entwickelt, erarbeiten die Fachgesellschaften medizinische Leitlinien, die Prozesse seien nicht abgestimmt, nannte er ein Beispiel: "Wir haben eine hohe Heterogenität."

Angesichts der fehlenden Zusammenarbeit der beiden zuständigen Ministerien, dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), sind die Diskrepanzen aus Sicht von Bruns nicht weiter erstaunlich. "Die Interdisziplinarität auf der Ebene der Ministerien fehlt", beklagte Bruns. Als der Nationale Krebsplan veröffentlicht wurde, habe das Forschungsministerium einen Aktionsplan zur Individualisierten Medizin herausgegeben. "Das waren zwei konkurrierende Papiere, die nicht miteinander abgestimmt waren."

Die mangelnde Kooperation der beiden Ministerien habe dazu beigetragen, dass sich Forscher und klinisch tätige Ärzte in den bisherigen Arbeiten zum Nationalen Krebsplan nicht ausreichend repräsentiert fühlen. "Eigentlich haben wir im Nationalen Krebsplan die Forschungsseite des BMBF immer vermisst." Um das zu kompensieren, habe das BMG über einen Förderschwerpunkt Gelder zur Verfügung gestellt.

Bruns sieht dringenden Handlungsbedarf. "BMG und BMBF müssen in Zukunft eine gemeinsame Strategie entwickeln." Anderenfalls lasse sich ein Gesamtkonzept für die Versorgung von an Krebs erkrankten Menschen nicht umsetzen. Dass ein solches Konzept notwendig ist, steht für Bruns außer Frage. Auf dem Weg dorthin ist trotz aller Skepsis und der Langsamkeit der Prozesse bereits einiges erreicht worden, betonte er. Das Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz aus dem Jahr 2013 bezeichnete er als Meilenstein.

"Aber seitdem gibt es lange Diskussionen, es wirklich in die Umsetzung zu bringen", so Bruns. Die Krebsregistrierung hält er für unbedingt notwendig. "Um ein Gesamtkonzept in der Onkologie zu verbreiten, muss ich auch wissen, was in der Onkologie stattfindet."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ärztemangel auf dem Land

AOK unterstützt Thüringen-Stipendium

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse