Leitartikel zu Nordkorea

Gesundheit auf Abwegen?

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un betreibt derzeit großes Säbelrasseln und droht Südkorea sowie dem Westen mit Raketen und Krieg. Nicht nur diese Politik mutet pathologisch an. Auch im Gesundheitswesen krankt es an vielen Stellen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Auf dem Krankenbett: Nordkoreas Führer Kim Jong-un im November 2012 in der Hauptstadt bei einem Besuch des Pyongyang Maternity Hospitals.

Auf dem Krankenbett: Nordkoreas Führer Kim Jong-un im November 2012 in der Hauptstadt bei einem Besuch des Pyongyang Maternity Hospitals.

© dpa

Die Welt schaut besonders am heutigen Montag gespannt nach Pjöngjang. Wird Nordkoreas Jung-Machthaber Kim Jong-un anlässlich des 101. Geburtstages seines Großvaters und Staatsgründers Kim Il-sung die Stimmung weiter anheizen und Raketen abschießen?

Ebenso spannend bleibt, wie die Reaktionen der USA - als vertragliche Schutzmacht für Südkorea und Japan - sowie Russlands und Chinas - beide drängen Nordkorea aus machtpolitischem Eigeninteresse zur Vernunft - ausfallen.

Bei der gegenwärtigen außenpolitischen Debatte um Nordkoreas Kurs, die auch in Deutschland heftig geführt wird, bleibt ein - zugegeben nachrangiger - Aspekt vollkommen ausgeblendet: Kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen auf der koreanischen Halbinsel, wird Nordkorea dann im Ernstfall überhaupt in der Lage sein, seine Bevölkerung adäquat medizinisch zu versorgen?

Das Hauptproblem bei der Analyse dieser Frage, ist, dass es so gut wie keine zuverlässigen und statistisch belastbaren Daten zur Demokratischen Volksrepublik Korea gibt.

So präsentiert sich das propagandaerprobte Regime in Pjöngjang auf seiner offiziellen Verlautbarungs-Website der Korean Central News Agency (KCNA) als moderner Staat mit High-Tech-Equipment.

Hier heißt es zum Beispiel Ende Dezember vergangenen Jahres, dass wegweisende Fortschritte im Bereich der öffentlichen Gesundheit erzielt worden seien. Dazu zähle exemplarisch die Einrichtung des Breast Tumor Institutes am Pyongyang Maternity Hospital mit neuester Medizintechnik.

Ebenso seien die Kliniken landesweit mit Telemedizinlösungen ausgestattet worden, und die kardiovaskuläre Chirurgie finde nun auf einem neuen Level statt.

Diese Meldung erschien sicher nicht zufällig gegen Ende des 60. Jahres, in dem Nordkorea nach dem in der Landesverfassung verankerten Willen des Staatsgründers Kim Il-sung seiner Bevölkerung eine kostenlose medizinische Versorgung vorhalten soll.

Konterkariert werden diese offiziellen Darstellungen zum Beispiel von einem weltweit viel beachteten Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) aus dem Jahre 2010 ...

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