Gewerkschaft und Pharmaindustrie im Gleichschritt

Die Betriebsräte der Pharmaindustrie sorgen sich um die Arbeitsplätze in ihrer Branche. Jetzt fordert die Gewerkschaft von der Regierung eine andere Industriepolitik.

Veröffentlicht:

BERLIN (af). Einen neuen Blick auf Innovationen der Pharmaindustrie fordert die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Sowohl etablierte Arzneimittel als auch Innovationen könnten das Gesundheitswesen von Kosten entlasten.

Zum Beispiel, indem Krankenhausaufenthalte verkürzt oder vermieden würden. Diese Beiträge der Industrie würden im System der frühen Nutzenbewertung und bei der Preisfindung neuer Arzneien zu gering gewichtet, sagten Gewerkschaftsvertreter bei einer Fachtagung der Gewerkschaft in Berlin.

Sozial- und Industriepolitik müssten wieder zu einem Ausgleich finden. Dazu solle der Dialog zwischen Politik, den Unternehmen der Pharmaindustrie und den Krankenkassen wiederbelebt werden, sagte Tomas Nieber von der IGBCE. Vorbild könne die ehemalige "Taskforce Pharma" sein.

Die Thesen und politischen Forderungen der Gewerkschafter sind in das Positionspapier "Pharmastandort Deutschland" eingeflossen, das die Gewerkschaft in Berlin vorgestellt hat.

An der Broschüre "Pharmastandort Deutschland" haben Betriebsräte aus Pharmaunternehmen, Wissenschaftler, und Vertreter von Krankenkassen mitgearbeitet.

Pfundner: Konstruktive Allianz

Hintergrund sind Sorgen um die rund 100.000 meist hochqualifizierten Arbeitsplätze der etwa 240 Pharmaunternehmen in Deutschland. Pro Arbeitsplatz erreicht die Pharmaindustrie eine Netto-Wertschöpfung von 120.000 Euro, ein Drittel mehr als in der Chemieindustrie.

Das "Arzneimittel-Sparpaket" der Regierung belaste die Pharmaindustrie in Milliardenhöhe, heißt es in dem Papier. Die Höhe des Zwangsrabatts von 16 Prozent und die Dauer des Preismoratoriums bis Ende 2013 seien im europäischen Vergleich ungewöhnlich und sollten auf den Prüfstand.

Um die Arbeitsplätze zu sichern, fordern die Gewerkschafter nun, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel abzuschaffen, die Möglichkeit, Forschungs- und Entwicklungsausgaben von der Steuer abzusetzen und dies auch für Schrittinnovationen.

Diese Forderungen sind in der Vergangenheit auch von der Pharmaindustrie selbst vorgetragen worden.

"Eine organisierte Belegschaftsvertretung, die so konkret wird in einem standort- und gesellschaftspolitischen relevanten Thema", sei mutig und anerkennenswert, sagte Dr. Hagen Pfundner, Vorsitzender des Verbands forschender Arzneimittelunternehmen (vfa).

Pfundner sieht darin eine neue Allianz zwischen Gewerkschaften und Industrie aufscheinen. Diese Allianz lasse sich konstruktiv nutzen. Weitere Verbündete seien die Ärzte und Apotheker

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zahlen von vfa und IGES

Krebsmedikamente bleiben innovativ – und teuer

Frühe Nutzenbewertung

G-BA: Geringer Zusatznutzen für Nivolumab bei Ösophaguskrebs

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

© Springer Medizin Verlag GmbH

AMNOG-Verfahren: Plädoyer für ein Update

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“