Berufspolitik

HNO-Ärzte warnen vor dramatischem Kapazitätseinbruch in der Kinderchirurgie

Ambulant operierende HNO-Ärztinnen und Ärzte hadern schon lange mit der Honorarsituation in der Kinderchirurgie. Wegfallende Klinikkapazitäten geben der Forderung nach Aufnahme von Mandel- und Mittelohr-Op in die Hybrid-DRGs Rückenwind.

Veröffentlicht:

Neumünster. Der Berufsverband der HNO-Ärzte warnt in einem „Brandbrief an Politik und Kassen“ vor einer „Zuspitzung der Versorgungssituation“ in der HNO-Kinderchirurgie. Mit der Krankenhausreform (KHVVG), heißt es in einer Mitteilung zu Wochenbeginn, drohten weitere OP-Kapazitäten wegzubrechen. Die Lage sei jetzt schon „besorgniserregend“. Infolge der Klinikreform sei aber „ein Kahlschlag bei den HNO-Belegabteilungen“ zu befürchten.

Verbandspräsident Prof. Jan Löhler stützt seine düstere Prognose zunächst auf die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen, wo im Kontext der dortigen Klinikreform 32 Standorte die beantragte Leistungsgruppe „HNO“ nicht zugewiesen bekommen hätten. Darunter befänden sich 31 HNO-Belegabteilungen, die jährlich auf über 4.000 Operationen kämen.

Löhler: „Alle der bereits heute oder demnächst geschlossenen HNO-Belegabteilungen erbringen unter anderem Mandel- und Mittelohroperationen bei Kindern.“ Der Wegfall dieser Kapazitäten könne derzeit „weder durch ambulante OP-Zentren noch durch die verbliebenen Abteilungen aufgefangen werden.“ Durch das KHVVG seien ähnliche Auswirkungen in weiteren Bundesländern zu erwarten, „insbesondere in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg“.

Hoffen auf Hybrid-DRG

Verschärfend komme hinzu, dass etliche Kliniken die mit Kostenproblemen zu kämpfen hätten, derzeit OP-Kapazitäten für ambulante HNO-ärztliche Eingriffe kündigten. „Hintergrund ist die vergleichsweise schlechte Erlössituation der HNO-Operationen“, versichert Löhler. Beispiele hierfür habe es zuletzt etwa in Hamburg und Köln gegeben.

Entlastung des wachsenden Termindrucks in der Kinderchirurgie wäre nach Ansicht des Verbandspräsidenten von einer Überführung der Mandel- und Mittelohr-Op in den Katalog der Hybrid-DRG zu erwarten, deren Bewertungsniveau deutlich besser ausfällt, als das der ambulanten Op-Vergütung in der pädiatrischen HNO-Chirurgie.

Entsprechende Pläne habe das Bundesgesundheitsministerium bereits 2023 vorgelegt. Nun müsse auch gehandelt werden. Ansonsten gingen, so Löhler weiter, „nicht nur die räumlichen und technischen OP-Kapazitäten, sondern auch die operierenden Ärztinnen und Ärzte für immer verloren“. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Pneumokokken-Impfung: Wann und mit welchem Impfstoff auffrischen?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie steht es um den Datenschutz bei der ePA, Frau Specht-Riemenschneider?

Lesetipps
Auf einem Kalender liegen eine Spritze und ein Reisepass.

© Henrik Dolle / stock.adobe.com

Von Gelbfieber bis Tollwut

Diese Besonderheiten bei Reiseimpfungen sollten Sie kennen

Eine Fraktur wird fixiert.

© Radiographs / stock.adobe.com

Hyperglykämische Stoffwechsellage

Diabetes: Die wenig beachteten Folgen

Einer Person wird Blut abgenommen.

© luaeva / stock.adobe.com

Hohe Sterblichkeit

Diese vier Killer bei Thrombozytopenie nicht übersehen!