Haben mittelständische Kassen noch eine Zukunft in der GKV?

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Die "Fusionitis" unter den Kassen dauert an.

Die "Fusionitis" unter den Kassen dauert an.

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Von Ilse Schlingensiepen

Bislang gibt es keinen Beleg dafür, dass große Kassen tatsächlich effizienter arbeiten, sagt der Vorstandschef der Siemens BKK Dr. Hans Unterhuber. Politiker hätten mit ihrem Gerede einen "Fusionszwang" ausgelöst.

KÖLN. Die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) warnt vor der politisch angeschobenen "Fusionitis" unter den gesetzlichen Krankenkassen. Die Kasse fordert von den politischen Parteien ein Bekenntnis zur mittelständischen Krankenversicherung. Auch für Ärzte und Kliniken ist die Bildung immer größerer Einheiten eine Bedrohung, argumentiert die SBK.

"Viele Fusionen sind gescheitert"

"Wer nur einige Jahre die Nachrichten verfolgt, weiß es längst: Viele Fusionen um der Größe willen sind gescheitert oder haben die Unternehmen gelähmt", sagt der Vorstandsvorsitzende der SBK Dr. Hans Unterhuber. Dennoch hätten viele Politiker in den vergangenen Monaten immer wieder von der notwendigen Reduzierung der Zahl der Krankenkassen gesprochen - mit Erfolg: "Dieses Gerede hat einen völlig unerklärlichen Fusionszwang unter den gesetzlichen Kassen ausgelöst, mit schierer Größe als Ziel", sagt Unterhuber.

Das ist für ihn der falsche Ansatz. Bislang gebe es keinen Beleg dafür, dass große Kassen tatsächlich effizienter arbeiten. Zumindest bei den Verwaltungskosten lasse sich dieser Effekt nicht erkennen, argumentiert er. Gerade in der Wirtschaftskrise sei deutlich geworden, dass Größe kein Garant für Erfolg ist. Großbanken hätten in der Vergangenheit die Kunden mit dem Argument umworben, den international agierenden Geldhäusern gehöre die Zukunft. "Heute sind viele froh um ihre Volksbank oder Sparkasse am Heimatort", so der SBK-Chef. In Schreiben an CDU, CSU, SPD, FDP, Die Grünen und Die Linke hat die SBK auf die Problematik hingewiesen und die Parteien aufgefordert, sich für den Erhalt der mittelständischen Krankenversicherung einzusetzen. Die Resonanz war nach Angaben von SBK-Sprecher Franz Billinger aber eher bescheiden.

Auch die SBK ist auf Fusionskurs

Die SBK selbst ist allerdings Fusionen gegenüber auch nicht abgeneigt. Sie schließt sich zum 1. Januar 2010 mit der neue bkk zusammen (wir berichteten). "Auch nach der Fusion bleiben wir mittelständisch", betont Billinger. Bedenklich könnte es auf dem Krankenversicherungsmarkt dann werden, wenn nur noch eine Handvoll Kassen den Markt dominieren würden.

Das wäre auch für die Leistungserbringer von Nachteil, so Billinger. "Marktmacht heißt, dass die Preise gedrückt werden, also bei den Ärzten das Honorar." Natürlich gehe es auch im Gesundheitswesen darum, die Einkaufsmacht zu bündeln und Ressourcen zu sparen, etwa bei Verträgen mit Ärzten, Kliniken und Pharmaunternehmen. Das sei aber auch durch Kooperationen und Arbeitsgemeinschaften zu erreichen.

"Diese Gemeinschaften treten nie so auf wie ein Monopolist, weil die Einzelkassen mit eigenen Wünschen dahinter stehen", sagt Billinger. Bei den Kassen bleibe der Wunsch bestehen, sich zu differenzieren. Das wirke sich auch positiv auf Leistungserbringer aus.

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