Gesundheitspflegekongress
Hamburgs Sozialsenatorin Schlotzhauer: Befugniserweiterung für Pflege ein erster guter Schritt
Pflegekräfte sollen eigenständig Aufgaben übernehmen, die bisher Ärzten vorbehalten sind. Aus Hamburg kommt Unterstützung – entscheidend sei aber, dass die Befugniserweiterung in der Praxis gelebt werde, so Sozialsenatorin Schlotzhauer.
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Begrüßt das Kompetenz-Upgrate für Pflege: Hamburgs Gesundheits- und Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (Archivbild).
© Felix Kästle/dpa/picture alliance
Hamburg. In den Ländern stößt die geplante Befugniserweiterung für professionell Pflegende auf Wohlwollen. „Das ist aus meiner Sicht ein guter Schritt“, sagte Hamburgs Gesundheits- und Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) zum Auftakt des 23. Gesundheitspflegekongresses am Freitag in der Hansestadt.
Allerdings stehe dem Vorhaben noch der Praxistest bevor, betonte Schlotzhauer, die in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Zukunftspakt Pflege“ die A-Länder vertritt. Es bleibe abzuwarten, ob die Kompetenzerweiterung für Pflegefachkräfte in der Versorgung „tatsächlich“ stattfinde. „Da bin ich sehr gespannt.“
Praxistest steht noch bevor
Der Bundestag hatte am Donnerstag das Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege (BEEP) in zweiter und dritter Lesung verabschiedet. Pflegefachkräfte werden darin zur eigenverantwortlichen Heilkundeausübung befugt.
Gesetz zur Befugniserweiterung
Pflegekräfte dürfen künftig eigenverantwortlich Heilkunde ausüben
So sollen sie „im Rahmen ihrer Kompetenzen“ künftig bestimmte Leistungen erbringen, die bislang Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind. Dazu gehören etwa die Behandlung chronischer Wunden oder Aufgaben in der Gesundheitsförderung und Prävention.
Ärzteverbände stehen dem Gesetz skeptisch gegenüber, da sie Parallelstrukturen in der Versorgung fürchten. Pflegeverbände fordern hingegen, den Arztvorbehalt zu schleifen, weil er überholt sei und moderne Patientenversorgung „teambasiert“ aufgestellt sein müsse.
Die Präsidentin der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, Sandra Postel, erinnerte daran, dass in Frankreich mittlerweile rund 60.000 Pflegefachkräfte in eigenen Praxen tätig seien, dort Sprechstunden anböten und Leistungen in der Prävention wie Impfungen erbrächten. „Und sie rechnen diese Leistungen auch ab.“
„Müssen Leistungen auch abrechnen dürfen“
Der hiesigen Pflegeprofession mehr Befugnisse in der Versorgung einzuräumen, sei überfällig. „Wir müssen es aber auch abrechnen dürfen“, adressierte Postel.
Die Pflegeprofession dürfe jedoch nicht bloß mit dem Finger auf Politik und Selbstverwaltung zeigen und Forderungen formulieren. Sie müsse auch ihre eigene Stimme im Chor der vielen Akteure im Gesundheitswesen stärken.
Die Errichtung von Kammern analog denen für Ärztinnen und Ärzte sei hier ein guter Weg. „Weil wir dort einen Ort haben, wo wir uns als Berufsgruppe committen können.“ Im Übrigen gelte: Kein Berufsrecht ohne Kammer und ohne Berufsrecht keine klare Definition davon, „was Pflege ist – und was nicht“.
Zum Gesundheitspflegekongress werden noch bis Samstag mehr als 1000 Besucher erwartet. Der Kongress wird vom Springer Medizin Verlag veranstaltet – die Ärzte Zeitung ist Medienpartner. (hom)




