Kritik an Schwarz-Gelb

Hartmannbund rechnet mit Bahr und Co. ab

Kein Bürokratieabbau, keine GOÄ-Reform: Dr. Klaus Reinhardt, Chef des Hartmannbundes, stellt Schwarz-Gelb ein schlechtes Zeugnis aus.

Veröffentlicht:

BERLIN/POTSDAM. Der Hartmannbund hat der scheidenden Regierung ein "dürftiges politisches Ergebnis" bescheinigt.

Dies sei die Folge eines "eklatanten Mangels an Mut", sagte Dr. Klaus Reinhardt, der Vorsitzender des Hartmannbundes, anlässlich der Hauptversammlung des Verbandes am Freitag in Potsdam.

Die Beibehaltung eines einheitlichen Beitragssatzes - trotz üppiger Überschüsse - habe in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beim GKV-Spitzenverband die Attitüde der Großmannssucht gefördert und bei den einzelnen Kassen zu einer maximalen Gestaltungsstarre geführt.

Reinhardt: GOÄ erfüllt Zweck nicht mehr

Zudem sei keine Bürokratie abgebaut worden - dabei sei diese im Laufe der Jahrzehnte bis zur Absurdität angeschwollen, kritisierte Reinhardt. Stattdessen habe sich die schwarz-gelbe Koalition anfänglich im Gezänk untereinander verloren und somit sie einen verfahrenen Start hingelegt.

Reinhardt warf der schwarz-gelben Koalition bei der notwendigen GOÄ-Reform Tatenlosigkeit vor. Diese sei nach 17 Jahren mehr als angemessen, betonte Reinhardt. Die derzeitige GOÄ erfülle ihren Zweck nicht mehr, nämlich das aktuelle Leistungsvermögen abzubilden.

"Dies leistet die völlig veraltete Fassung der unverändert geltenden GOÄ definitiv nicht mehr", so Reinhardt.

Statt jedoch die Reform voranzutreiben, habe sich das Gesundheitsministerium auf den Standpunkt gestellt, die Bundesärztekammer und der PKV-Verband müssten sich zunächst auf wesentliche Inhalte einigen.

Anders als im Bereich der GKV sei die GOÄ aber gerade kein Verhandlungskonstrukt zwischen Kassen und Vertragsärzten, sondern eine vom Gesetzgeber erlassene Verordnung, so Reinhardt.

Düsterer Blick in die Zukunft

Aber auch der Blick in die Zukunft blieb düster: Es sei fraglich, ob die Leiter der Arbeitsgruppe "Gesundheit und Pflege", Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD), es schaffen könnten, "die an vielen Stellen diametral auseinanderlaufenden Vorstellungen ihrer Parteien in großem Umfang" in den Koalitionsvertrag einzubringen.

Der Beginn einer neuen Legislaturperiode sei ein guter Zeitpunkt, um über die vorhandenen Anreizsysteme im Gesundheitswesen nachzudenken, forderte Reinhardt. (sun)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt