Behandlung in anderen Ländern

Im Ausland wird Deutsch gesprochen

Immer mehr EU-Länder scheinen sich auf ausländische Patienten einzustellen - auch aus Deutschlannd. Denn wer sich bewusst zur Behandlung ins Ausland begibt, trifft dort oft auch deutschsprechende Ärzte und Pflegekräfte.

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Die TK-Gesundheitskarte im Gepäck: Deutsche Patienten im Ausland treffen nicht selten auf deutsch sprechendes Behandlungspersonal.

Die TK-Gesundheitskarte im Gepäck: Deutsche Patienten im Ausland treffen nicht selten auf deutsch sprechendes Behandlungspersonal.

© Robert B. Fishman / dpa

BERLIN. Deutsche Versicherte, die sich im EU-Ausland behandeln lassen, brauchen keine Dolmetscher. Denn sie treffen in der Regel auf Ärztinnen und Ärzte, die Deutsch sprechen. Das geht aus einer aktuellen Studie der Techniker-Krankenkasse zu den EU-Auslandsbehandlungen hervor.

Egal ob Italien, Polen oder Tschechien - Patienten aus Deutschland werden zu 78 Prozent auch im EU-Ausland auf Deutsch behandelt, informiert und aufgeklärt. "Viele Einrichtungen im EU-Ausland haben sich längst auf deutsche Patienten eingestellt", sagt Dr. Caroline Wagner, Wirtschaftswissenschaftlerin am wissenschaftlichen Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG).

Wagner stellte auf dem Spreestadt-Forum in Berlin die Ergebnisse einer aktuellen Befragung vor. Nur neun Prozent der Behandlungen erfolgten demnach in der jeweiligen Landessprache und drei Prozent auf Englisch. Einen Deutsch-Dolmetscher benötigten nur ein Prozent der Befragten.

Seit 2008 forscht das WINEG zu den EU-Auslandsbehandlungen der TK- Versicherten. Die zentrale Frage der aktuellen Studie: Wie zufrieden sind TK-Versicherte mit den Ärzten und Zahnärzten im EU-Ausland und den Behandlungsergebnissen? Ausgewertet wurden ausschließlich Antworten von TK-Versicherten, die im Jahr 2010 gezielt medizinische Einrichtungen im EU-Ausland aufgesucht hatten.

Die meisten Patienten sind rundum zufrieden

Die Mehrheit der befragten TK-Versicherten gaben den Ärzten im EU-Ausland Bestnoten: So waren 78 Prozent von ihnen sehr zufrieden mit der medizinischen Kompetenz, 74 Prozent mit der Gründlichkeit bei Untersuchung und Behandlung, 73 Prozent mit der Verständlichkeit der Informationen und 65 Prozent mit der Erklärung aller Behandlungsoptionen mit Nutzen und Risiken.

Überaus positiv bewerten die Befragten auch die Ergebnisse der Behandlung - und zwar quer durch alle medizinischen Disziplinen: Zahnärzte und Kieferorthopäden im EU-Ausland erhielten von 85 Prozent der Befragten ein "sehr zufrieden". 79 Prozent beurteilten ebenso positiv ihre Behandlung beim Allgemeinarzt, 78 Prozent diejenige beim Facharzt.

Auch die aufgesuchten Einrichtungen schnitten gut ab: Sehr zufrieden waren 78 Prozent der Befragten mit den Wartezeiten für einen Termin, 77 Prozent mit der Sauberkeit der Räume, 73 Prozent mit der Organisation der Abläufe und 71 Prozent mit der Atmosphäre in den Einrichtungen vor Ort.

Einzig die technische Ausstattung fiel mit 63 Prozent etwas ab in der Skala der höchsten Zufriedenheit.

Kur ist der häufigste Grund für Auslandsbehandlung

Die TK-Versicherten reisten, so weitere Ergebnisse der Studie, am häufigsten nach Italien (16 Prozent), Polen (15 Prozent), Tschechien (14 Prozent), Ungarn (12 Prozent) und Österreich (10 Prozent). Gut die Hälfte (51 Prozent) von ihnen suchte eine Kureinrichtung auf, 16 Prozent ein Krankenhaus, 11 Prozent einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden sowie mit sechs Prozent jeweils einen Fach- oder Allgemeinarzt.

55 Prozent der Befragten begründete den Aufenthalt mit muskuloskelettalen Erkrankungen. Weitere Diagnosen waren medizinische Probleme des Herz-Kreislauf-Systems (11 Prozent), der Zähne (zehn Prozent), der Atemwege (sieben Prozent) sowie dialysepflichtige Niereninsuffizienz (fünf Prozent).

Bislang nutzt nur etwa ein Prozent der rund 8,7 Millionen TK-Versicherten die Möglichkeit, sich medizinisch im EU-Ausland behandeln zu lassen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen (79 Prozent) waren zum Zeitpunkt der Befragung 60 Jahre und älter. Gut jeder zweite von ihnen zählte mit bis zu 2500 Euro brutto im Monat zu der unteren Einkommensgruppe.

Verglichen mit den Potenzialanalysen der Vorjahre zeichnet sich, so Caroline Wagner, ein neuer Trend ab: "TK-Versicherte der höheren Einkommensgruppen werden künftig vermehrt medizinische Angebote in anderen EU-Staaten nutzen." Sie geht von einem "Nischenklientel" aus, das künftig "gezielt und wiederholt" zu Ärzten im EU-Ausland reisen wird.

Wagner betonte, dass die TK die EU-Auslandbehandlung nicht bewirbt: "Das gehört nicht zu unserer Marketing-Strategie." Gleichwohl werden Versicherte, die konkret danach fragen, umfassend informiert und beraten.

Schließlich hat die Kasse bereits jetzt mit einer Reihe von Kliniken und Kureinrichtungen im EU-Ausland Kooperationsverträge ausgehandelt.

Für stationäre Aufenthalte, Kuren und Zahnbehandlungen im Ausland ist eine Genehmigung durch die Kasse vorab verpflichtend. Bei ambulanten Behandlungen übernimmt die Kasse die Kosten in der Höhe, wie sie auch in Deutschland anfallen würden. (wer)

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