Inge Jens: Staat geht mit Demenzkranken empörend um

TÜBINGEN (dpa). Inge Jens, die Ehefrau des dementen Rhetorikers Walter Jens (88), ärgert sich über den Umgang der Behörden mit Demenzkranken. Sie muss alle drei Monate nachweisen, dass ihr Mann auch wirklich immer noch dement ist.

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"Die Normen, die bei der Pflege von Demenzkranken angelegt werden, sind grotesk", sagte Jens der Nachrichtenagentur dpa in Tübingen. "Ich muss mir zum Beispiel jedes Vierteljahr bescheinigen lassen, dass mein Mann auch wirklich immer noch dement ist. Es könnte ja sein, dass er schon nicht mehr dement ist und wir immer noch 600 Euro im Monat für seine Betreuung bekommen. Ich finde das empörend."

Außerdem bräuchten demente Menschen anders als klassische Pflegefälle feste Bezugspersonen und jemanden, der etwas mit ihnen unternimmt. "Die Umgebung eines Altenheims ist schrecklich für Demenzkranke. Da bekommen sie überhaupt keine adäquaten Reize mehr", sagte die Literaturwissenschaftlerin, die am 11. Februar 85 Jahre alt wird.

Trotzdem wende der Staat die gleichen Vorschriften wie bei bettlägerigen Patienten an. "Das sind Regelungen aus einer Zeit, als es Demenzerkrankungen zumindest in der Vorstellung der Bürokratie noch gar nicht gab", monierte Jens.

Walter Jens gilt als einer der wichtigsten deutschen Intellektuellen der Nachkriegszeit. Aufgrund seiner Demenzerkrankung ist er rund um die Uhr auf Pflege angewiesen.

In den vergangenen Tagen hatte der ehemalige Fußball-Manager Rudi Assauer für Schlagzeilen gesorgt, als bekannt wurde, dass er an Alzheimer leidet.

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