Fachgesellschaft

Intensivmedizin will strengere Untergrenzen

Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin fordert eine freiwillige Erhöhung der Betreuungsschlüssel beim Pflegepersonal.

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BERLIN. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) begrüßt grundsätzlich die angekündigten Pflegepersonaluntergrenzen in der Intensivmedizin, ausreichende Standards seien damit aber nicht gesetzt. Die Untergrenzen dürften insbesondere nicht als allgemeiner Pflegeschlüssel betrachtet werden, sondern als unterstes Mindestmaß, hieß es am Mittwoch in Berlin.

Die Fachgesellschaft spricht sich dennoch für die Pflegepersonaluntergrenzen aus, die das Bundesministerium für Gesundheit zum 1. Januar 2019 einführen will. "Wenn wir die Situation der Pflegenden wirklich verbessern wollen, ist das ein absolut notwendiger Schritt", betont Professor Reimer Riessen, ehemaliger Präsident der DGIIN. Für den Bereich der Intensivstationen wurde ein Betreuungsschlüssel von einem Pflegenden für durchschnittlich 2,5 Patienten am Tag festgelegt, für die Nacht gilt ein Verhältnis von 1:3,5.

Die DGIIN appelliert hingegen, den Betreuungsschlüssel auf Intensivstationen freiwillig auf zwei Patienten pro Pflegekraft am Tag festzulegen und in der Nachtschicht einen Schlüssel von 1:2,5 anzuwenden.

"Wir sehen hier die Gefahr, dass dieses Verhältnis als allgemeiner Betreuungsschlüssel und nicht als Mindestvorgabe missbraucht wird", sagte Riessen. Zudem sei dieser Schlüssel für die Betreuung schwerstkranker Patienten aus qualitativer Sicht nicht angemessen. Unter einem solchen Betreuungsschlüssel leide vor allem die hohe Qualität der intensivmedizinischen Versorgung.

Darüber hinaus sind nach Meinung der DGIIN weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte notwendig, um dem Personalmangel zu begegnen. Fehlendes Personal und Bettensperrungen könnten zur verzögerten Aufnahme von kritisch kranken Patienten führen. Auf rund drei Viertel der Intensivstationen müssen vermehrt Betten gesperrt werden, in 22 Prozent der Fälle sogar täglich. "Es muss dringend eine echte Entlastung der Pflegenden erreicht werden, um der Personalkrise entgegenzuwirken", forderte Professor Christian Karagiannidis, künftiger Präsident der DGIIN. (bar)

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