Jetzt rollen am Bremer Klinikum die Köpfe

Der Skandal am Klinikum Bremen Mitte spitzt sich zu: Schon 2009 hat der gefährliche Keim auf der Frühchenstation offenbar um sich gegriffen. Die Gesundheitssenatorin ist erschüttert und zieht personelle Konsequenzen.

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Die Tage der Frühchenstation im Klinikum Bremen-Mitte sind gezählt.

Die Tage der Frühchenstation im Klinikum Bremen-Mitte sind gezählt.

© dpa

BREMEN (cben). In Bremen sind am 28. Februar zwei weitere Kinder auf der Frühchenstation des Klinikums Bremen Mitte (KBM) gestorben; drei weitere sind offenbar schon im Jahr 2009 auf der KBM-Station mit dem Keim in Kontakt gekommen.

Nach erst jetzt entdeckten Notizen aus Akten des Hygieneinstitutes sind weitere Fälle nicht auszuschließen, sagt Bremens Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD). Am Mittwoch zog sie die Notbremse.

Bis die Umstände um die gestorbenen Frühchen in Bremen geklärt sind, hat Jürgens-Pieper den Chef der Gesundheit Nord (GeNo), zu dem das KBM gehört, Dr. Diethelm Hansen, von seinen Ämtern freigestellt.

"Der schleichende Vertrauensverlust hat mich zu diesem Schritt bewogen", sagte die Senatorin. Zugleich entband sie Dr. Axel Kappler von seinen Aufgaben als Hygienebeauftragter des Klinikums. Die Frühchenstation am KBM wird geschlossen.

Zusammenhang zwischen ESBL-Klebsiellen und Infektionen noch unklar

Noch ist ein Zusammenhang zwischen dem Infektionsgeschehen mit den ESBL-Klebsiellen und den neuerlichen Todesfällen auf der Frühchenstation nicht nachgewiesen. "Bei einem der gestorbenen Kinder war der zweite Abstrich nach dem Tod des Kindes positiv", so Jürgens- Pieper. Eines der Kinder war "sehr klein" und das andere 36 Wochen alt.

Die Keime aus dem Jahr 2009 waren entdeckt worden, nachdem Kappler in einem Kühlschrank im Bremer Hygieneinstitut die alten Abstriche entdeckt und sie zur Untersuchung geschickt hatte. Das Ergebnis: Einer von ihnen enthält den gleichen Stamm des Bremer Keims Klebsiella pneumoniae mit dem Stamm SHV Gen 63. Er komme außer in Bremen nur noch in Russland vor.

Die Untersuchungsergebnisse stammen vom Nationalen Referenzzentrum für Krankenhauserreger in Bochum. Dass Kappler nicht die Akten des Hygieneinstitutes studiert hat und deshalb jetzt erst ältere Fälle bekannt werden "hat mich erschüttert", begründete die Senatorin die Freistellung des Hygienebeauftragten.

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