Kein Propofol mehr für US-Hinrichtungen

Propofol für die Giftspritze: Weil den USA für die letale Injektion die Arzneien ausgehen, sollen Todeskandidaten jetzt mit dem Anästhetikum hingerichtet werden. Den Briten ist deswegen der Kragen geplatzt - sie wollen jetzt einen Exportbann verhängen.

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Anästhetikum: Großbritannien will schärfere Exportbestimmungen für Propofol.

Anästhetikum: Großbritannien will schärfere Exportbestimmungen für Propofol.

© Milestone Media / imago

LONDON (nös). Die Luft wird dünner für die USA: Wegen großer Lieferengpässe bei Arzneimitteln müssen immer wieder Hinrichtungen verschoben werden.

Und auch im Ausland stoßen die Amerikaner mit ihren Einkaufslisten zunehmend auf Widerstand. Jetzt will Großbritannien sogar den Export von Propofol verbieten.

Nachdem im Dezember vergangenen Jahres die EU-Kommission bereits den Export von Barbituraten verboten hatte, suchen die US-Bundesstaaten nach neuen Alternativen für die Giftspritze.

In Missouri war man fündig geworden: Künftig sollen die Delinquenten dort mit dem Anästhetikum Propofol hingerichtet werden.

Doch auch bei diesem Präparat gibt es ein Problem: Viele Hersteller in den USA melden Lieferprobleme. Die Bundesstaaten gehen deshalb auf Einkaufstour in Europa. Einer der großen Anbieter ist das deutsche Unternehmen Fresenius Kabi.

Nachdem die US-Pläne vor etlichen Wochen bekannt geworden waren, regte sich heftiger Protest. Vor allem Menschenrechtsorganisationen gingen auf die Barrikaden.

Auch die britische Ärzteorganisation BMA (British Medical Association) verurteilte die Hinrichtungen und forderte ein Exportstopp von Arzneien zum Einsatz als letale Injektion.

Nun ist Großbritannien vorgeprescht. Handelsminister Vince Cable hat am Mittwoch in London angekündigt, die Exportbeschränkungen auf Propofol zu erweitern. Künftig soll das Anästhetikum nur noch an "legitimierte Endnutzer" geliefert werden, womit er Kliniken und Ärzte meint.

"Wir werden ein Verfahren schaffen, ... mit dem wir direkte Lieferungen an Justizvollzugsanstalten in den USA und Lieferungen mit unklarem Risiko verhindern", schreibt Cable in einem Brief an die Nichtregierungsorganisation Reprieve, der der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

Er hat außerdem angekündigt, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, die Anti-Folter-Verordnung um Propofol zu erweitern.

Mehr am Donnerstag auf www.aerztezeitung.de

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