England

Klagen über Arzt-Ringelrein

Britische Patienten haben das Recht, sich einen bevorzugten Hausarzt auszusuchen. Doch der hat immer öfter keine Zeit.

Veröffentlicht:

LONDON. Weil von Hausärzten in Großbritannien immer mehr verlangt wird, können immer weniger Patienten regelmäßig ihren bevorzugten Lieblingsarzt sehen, wenn sie krank sind.

Drei von vier Patienten des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) müssen heute beim Besuch in der Primärarztpraxis mit Vertretungsärzten vorlieb nehmen, geht aus einer neuen Studie hervor.

Jeder Patient in Großbritannien hat laut Bestimmungen des Londoner Gesundheitsministeriums zwar das Anrecht darauf, immer denselben Hausarzt in der örtlichen Primärarztpraxis konsultieren zu können.

Freilich: Drei von vier NHS-Patienten sagen, dass sie "immer" oder "oft" einen Vertretungsarzt konsultieren müssen, da ihr Lieblingsarzt nicht verfügbar ist. Vor rund fünf Jahren hatten noch vier von zehn Patienten die Chance auf einen Termin beim Lieblingsarzt.

Die Untersuchung, der Befragungen in über 6000 britischen Hausarztpraxen zugrunde liegen, sorgt im Königreich für gehörige gesundheitspolitische Schlagzeilen, zeigt sie doch, wie prekär die Versorgungslage in vielen Landesteilen inzwischen ist.

Vertretungsdienste werden eingesetzt

Zwar versprach Gesundheitsminister Jeremy Hunt erst kürzlich wieder, "bis 2021 mindestens 5000 zusätzliche Hausärzte neu einstellen" zu wollen und umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro mehr in den staatlichen Hausarztsektor investieren zu wollen. Doch gleichzeitig werden die Zuständigkeiten, Praxisöffnungszeiten und anderes laut britischen Ärzteverbänden ständig erweitert.

Das führe zu Mehrarbeit und dazu, dass in vielen staatlichen Hausarztpraxen immer öfter Vertretungsdienste eingesetzt würden, da die Personaldecke zu dünn sei. "Für eine gute und kontinuierliche primärärztliche Patientenversorgung ist es sehr entscheidend, dass ein Patient stets denselben Mediziner konsultiert.

So kann am besten sichergestellt werden, dass ein konstantes Level an qualitativ hochwertiger ärztlicher Versorgung vorhanden ist", so ein Sprecher des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) in London.

Interessant: Erst 2015 hatte die Londoner Regierung neue Richtlinien vorgelegt, wonach jeder NHS-Patient einen für ihn zuständigen Hausarzt haben sollte.

Da aber seit 2015 von den Hausärzten immer längere Praxisöffnungszeiten und andere Dienstleistungen verlangt werden, fehlt in vielen Praxen die nötige Anzahl von Ärzten, um für Kontinuität bei der Patientenbetreuung zu sorgen. (ast)

Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Leicht geringere Sterblichkeitsrate

Sind Frauen besser bei Ärztinnen aufgehoben?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert