Regierung

Klares Bekenntnis zum Ausbau von Hausarztverträgen

Das Bundesgesundheitsministerium wertet die Entwicklung der hausarztzentrierten Versorgung positiv. Anlass dieser Klarstellung war eine kritische Nachfrage der Linksfraktion.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Die Regierung zieht eine positive Bilanz der hausarztzentrierten Versorgung.

Die Regierung zieht eine positive Bilanz der hausarztzentrierten Versorgung.

© Michaela Illian / Klaus Rose

BERLIN. Die Bundesregierung zieht eine insgesamt positive Bilanz der hausarztzentrierten Versorgung (HzV). Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz (VSG) würden die Regelungen zur HzV weiterentwickelt. Dies stärke "den Wettbewerb und dient der Verbesserung der Qualität der Versorgung", heißt es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Fraktion der Linken.

Aktuell gebe es bundesweit 580 Einzelverträge zur HzV sowie 55 Verbundverträge. Dabei schließen Landesverbände des Hausärzteverbandes mit Kassenverbünden entsprechende Vereinbarungen.

Dass die Zahl dieser Verträge seit 2009 kontinuierlich steige, bewertet die Regierung ausdrücklich "positiv". Im zweiten Quartal dieses Jahres waren nach Darstellung des Deutschen Hausärzteverbandes rund 3,72 Millionen Versicherte in der HzV eingeschrieben, im vierten Quartal 2009 sind es 2,96 Millionen gewesen. 1,9 der 3,72 Millionen Versicherte sind allein in Baden-Württemberg in die HzV eingeschrieben.

Umsatzvolumen hat sich verdoppelt

Seit 2011 hat sich das Umsatzvolumen im Rahmen der HzV fast verdoppelt: Im vergangenen Jahr lag es bundesweit bei 1,024 Milliarden Euro, 608 Millionen Euro allein im AOK-System. 2011 betrug das Umsatzvolumen noch 544 Millionen.

Den Fragen der Linksfraktion, die grundsätzliche Skepsis gegenüber Selektivverträgen erkennen lassen, setzt die Regierung eine durchgehend positive Bewertung der HzV entgegen.

So vermuten die Fragesteller, es gebe einen Interessenkonflikt zwischen einer höheren Vergütung in der HzV im Vergleich zur Regelversorgung und der Aufklärung der Patienten. Für die Regierung ist ein solcher Zusammenhang "nicht erkennbar".

"Innovationsstau" durch die HzV?

Ausdrücklich weist die Regierung die Aussage der Linksfraktion zurück, durch Selektivverträge komme es zu einem "Innovationsstau im Kollektivvertrag": "Neue Versorgungskonzepte stärken den Wettbewerb um eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung und sind auch im Rahmen der HzV zu begrüßen." Es sei Sache der Selbstverwaltung, Leistungen, die sich in der HzV bewährt haben, in die Regelversorgung aufzunehmen.

Rückendeckung gibt die Regierung den HzV-Verträgen mit Blick auf die vom Kollektivvertrag abweichende Vergütungsstruktur. Die Linksfraktion wollte wissen, ob "politisch unerwünschte Anreize" für Ärzte zu befürchten sind. Antwort: Auch eine kontaktunabhängige Pauschalvergütung könne das Ziel unterstützen, die Versorgung und deren Koordination zu verbessern.

Ein Defizit der Information bei Versicherten und Ärzten über die Inhalte von HzV-Verträgen sieht die Regierung nicht. Entsprechend wird auch ein bundeseinheitliches Register zu den bestehenden HzV-Verträgen, das von der Linksfraktion ins Spiel gebracht wird, als "nicht erforderlich angesehen".

Deutlich wird in der Antwort auch, dass das lange strittige Thema Sozialdatenschutz in der HzV endgültig abgeräumt ist: Bei der Datenübermittlung für die Abrechnung ist im Paragrafen 295a SGB V eine eigene Befugnisnorm geschaffen worden. Zudem muss der Versicherte vor der Einschreibung schriftlich informiert werden, welche Informationen zu welchen Zwecken weitergegeben werden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Vom Wert der Beständigkeit

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dr. Wolfgang Bensch 24.06.201500:05 Uhr

Bekenneraussagen nur etwas für Kenner wovon?

Die Funktionäre in den Top-Positionen des Systems "bekennen" sich stets gerne zum real existierenden Gesundheitssystem nach SGB V hierzulande, wie man weiss ... sind die Saläre dafür ja auch bekannt. Da soll sogar die Bundeskanzlerin in den "Schatten" gestellt werden, was die Höhe der Bezüge angeht ...
Ich "bekenne" mich zur Kritik daran ... aber das interessiert in der Regel "kein Schwein" ...

Dr. Henning Fischer 23.06.201509:33 Uhr

"qualitativ hochwertige Patientenversorgung und sind auch im Rahmen der HzV zu begrüßen"


aha, und wie sieht die aus? Bei mir bekommen alle Patienten eine gleich hochwertige Versorgung.

Und hier in Westfalen-Lippe haben es die Krankensparkassen geschafft, die HzV-Einführung um mehr als 5 (fünf) Jahre zu verzögern. Wenn das nicht grundsätzlich oberfaul ist!

Auf jeden Fall zeigt es, daß die Krankensparkassen das Geld und das Sagen haben und im Zweifelsfall der Politik den Stinkefinger zeigen (siehe AOK Bayern)

Erwin Bader 23.06.201507:29 Uhr

Und wie viele Verträge sind freiwillig geschlossen?

Es wäre eigentlich doch ganz interessant, wie viele der HzV-Verträge mit Hausärzteverband bzw. Medi und wie viele mit einer KV geschlossen wurden. Und noch interessanter, wie viele dieser Verträge jeweils -mehr oder weniger- freiwillig geschlossen wurden (wie in Baden-Württemberg)und wie viele erst durch einen Schiedsspruch zu Stande gekommen sind.

Denn ein "echter Selektivvertrag" kann schon vor Wortsinn her nur dann vorliegen, wenn es eine Auswahlmöglichkeit gab hinsichtlich der Vertragspartner und hinsichtlich eines Vertragsschlusses überhaupt.

Wäre doch eine schöne Aufgabe für die Ärzte Zeitung, hier zu recherchieren und eine Übersicht zu veröffentlichen.

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse