Bedarfsermittlung

Koalition geht Personalplanung im Krankenhaus an

Wie viele Pflegekräfte benötigt ein Krankenhaus konkret? Die Koalition will klare Verhältnisse schaffen, was die Bemessung des Klinik-Personalbedarfs anbelangt – und diese auf wissenschaftliche Grundlagen stellen.

Von Anno Fricke und Thomas Hommel Veröffentlicht:
Pflegebedarf am Krankenbett: Krankenhäuser und Kostenträger sollen ein wissenschaftliches Personalbemessungsinstrument auf den Weg bringen.

Pflegebedarf am Krankenbett: Krankenhäuser und Kostenträger sollen ein wissenschaftliches Personalbemessungsinstrument auf den Weg bringen.

© Christoph Soeder/dpa

Berlin. Die Koalition geht auf den letzten Drücker der Legislaturperiode noch die Personalbemessung im Krankenhaus an.

Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), GKV-Spitzenverband und private Assekuranz sollen in der kommenden Woche per Gesetz beauftragt werden, ein „wissenschaftlich fundiertes Verfahren zur einheitlichen Bemessung des Pflegepersonalbedarfs“ aufs Gleis zu setzen. Entwicklung und Erprobung dieses Instruments sollen spätestens Ende 2024 abgeschlossen sein.

Die Patienten- und Pflegebeauftragten, der Deutsche Pflegerat und weitere Institutionen sollen an der Entwicklung berteiligt sein. Die bereits eingeführten Pflegepersonaluntergrenzen für einige Klinikbereiche sollen in das neue Verfahren überführt werden.

Das geht aus einem Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen zum Gesundheitsversorgung-Weiterentwicklungsgesetz hervor, der der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.

Lob und Kritik von der DKG

Gefordert wird ein „bedarfsgerechtes, standardisiertes, aufwandsarmes, transparentes, digital anwendbares und zukunftsfähiges Verfahren“ zur Ermittlung des Pflegepersonalbedarfes „direkt am Bett“, heißt es im Entwurf eines neuen Paragrafen 137k im SGB V. Eine Hälfte der Kosten soll die DKG übernehmen. Die zweite Hälfte soll von den Kostenträgern getragen werden.

Die Krankenhausgesellschaft stellte sich am Dienstag ausdrücklich hinter das Vorhaben. Es seien weiterhin Stellen unbesetzt, und der Bedarf an Pflegepersonal werde aufgrund der alternden Gesellschaft eher zunehmen. „Die Politik muss die Weichen stellen“, sagte DKG-Präsident Dr. Gerald Gaß.

Es sei aber unverständlich, warum für den Übergang nicht das Pflegepersonalbemessungsinstrument PPR 2.0 eingesetzt werden solle. Die Pflege brauche ein starkes Signal, wie sich der Personalbestand in den Kliniken entwickeln solle, sagte Gaß.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich allerdings gegen eine Übergangsregelung ausgesprochen. Grund ist die bereits geltende Herausnahme der Pflegepersonalkosten aus den Krankenhaus-Fallpauschalen.

18.500 Pflegekräfte mehr

Die zeigt unterdessen Wirkung: So haben die Kliniken von Oktober 2019 bis Oktober 2020 die Zahl der Pflegekräfte um 18.500 aufgestockt, wie aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht.

Zum Hintergrund: Die Krankenhausvergütung fußt seit 2020 auf einer Kombination aus Fallpauschalen und Pflegebudget. Seither wird jede zusätzliche Pflegestelle für die direkte Patientenversorgung unabhängig von den Fallpauschalen über die Kassen vergütet. Das sorgt offenbar für Anreize, mehr Personal einzustellen.

Die Kliniklobby erklärte, den Krankenhäusern sei es mit „nachhaltigem Personalaufbau“ ernst. Anders als behauptet, hätten die Häuser in der Corona-Pandemie „deutlich“ zusätzliches Pflegepersonal eingestellt, sagte DKG-Chef Gaß. Ziel sei es weiterhin, mehr Pflege ans Krankenbett zu bringen.

Bruttoverdienst deutlich gestiegen

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen zudem, dass die Bruttoverdienste vollzeitbeschäftigter Pflegekräfte in Krankenhäusern in den vergangenen zehn Jahren um gut ein Drittel gestiegen sind. Gesundheits- und Krankenpfleger kamen demnach im Jahr 2020 im Schnitt auf 3578 Euro brutto monatlich.

Fachkräfte in den Pflegeheimen verdienten den Angaben zufolge im Schnitt 3363 Euro im Monat. Die Unterschiede zwischen Kranken- und Altenpflege sind auch darauf zurückzuführen, dass in der Krankenpflege vielfach Tariflöhne gezahlt werden. Über die Tarifbindung in der Altenpflege wird derzeit heftig gestritten.

Lesen sie auch
Lesen sie auch
Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview

„Versorgungsqualität ist mehr als pflegerisches Handeln“

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

WIDO-Analyse

Qualitätsatlas Pflege: Viel Luft nach oben

Kooperation | In Kooperation mit: AOK -Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung